Südtirol wird wieder deutsch: Wie lange noch italienische Flurnamen?

28. März 2017
Südtirol wird wieder deutsch: Wie lange noch italienische Flurnamen?
National
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Foto: Symbolbild

Bozen. Eine pikante Entwicklung kündigt sich in Südtirol an. Das ist umso bedeutsamer, als die etablierte Politik in Rom, Wien und Brüssel seit Jahrzehnten alles tut, um die Region, die als Folge des Ersten Weltkrieges von Italien annektiert und seither gründlich italianisiert wurde, als Musterbeispiel einer geglückten Multikulti-Entwicklung darzustellen. Auch spielten in der Wohlstandsregion Südtirol, die mit dem Tourismus gut verdient, ethnisch-kulturelle Konflikte lange keine große Rolle.

Das könnte sich jetzt ändern. Denn ausgerechnet die nach dem Ersten Weltkrieg von den Italienern eingeführten Flurnamen, die der Geograph Ettore Tolomei in mühsamer Kleinarbeit erfunden hatte, stehen nun zur Disposition. Eigentlich mit gutem Grunde, denn die meisten der Namen werden nicht einmal von den Italienern verwendet.

In der Südtiroler Autonomiekommission, in der Vertreter Südtirols und der römischen Regierung sitzen, wird jetzt über einen Vorschlag des Vorsitzenden der Kommission diskutiert, der die 500 abwegigsten und ungebräuchlichsten Flurnamen Tolomeis jetzt am liebsten abschaffen würde. Urheber der Initiative ist der in Innsbruck promovierte und an der Universität Verona lehrende Verfassungsrechtler Francesco Palermo.

Auf der italienischen Seite gehen die Wogen deshalb hoch: 102 Senatoren des römischen Parlaments haben beim Staatspräsidenten gegen die Abschaffung eines Großteils der Tolomei-Namen protestiert. Sie fordern eine Entscheidung des Verfassungsgerichts.

Die Italiener sehen sich zudem in Südtirol auch statistisch auf dem Rückzug. Während die deutschsprachige Bevölkerung seit 1971 um fast 20 Prozent zugenommen hat, ist die italienische um 16 Prozent geschrumpft. Die Zahl ihrer Landtagsabgeordneten ist in zehn Jahren von 23 auf 14 Prozent gesunken. In der Landesregierung sitzt nur noch ein Italiener. In zwei Dutzend Gemeinden gibt es kaum mehr italienische Bewohner. Sogar die Carabinieri sprechen Deutsch. Bei den weniger werdenden Italienern in Südtirol reagiert man deshalb besonders sensibel auf alles, was die deutsche Dominanz zusätzlich unterstreichen könnte.

Wegen der aufgeheizten Atmosphäre scheiterte die geplante Ortsnamen-Reform nun in der entscheidenden Sitzung der Autonomiekommission erst einmal. Unter dem Druck der italienischen Rechtsparteien verweigerte der Landtagsabgeordnete Roberto Bizzo der neuen Ortsnamenregelung seine wenige Tage vorher erteilte Zustimmung. Jetzt ist guter Rat teuer. Die italiensiche Tageszeitung „La Repubblica” entwirft bereits ein düsteres Szenario: „Eine Implosion der Autonomie könnte die europäische Modellregion ins Wanken bringen.” (mü)

4 Kommentare

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  3. Harry Schneider sagt:

    Notwendig sind freie Wahlen ob Sued Tirol zu Italien oder zu Oesterreich gehoeren will, unter UN Aufsicht wohlgesagt..

  4. Bommel sagt:

    Das nennt man Selbstbestimmungsrecht.
    Beispie: Kosovo

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