Die Folgen des Brexit: Spanien greift nach Gilbraltar

8. Oktober 2016
Die Folgen des Brexit: Spanien greift nach Gilbraltar
International
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Foto: Symbolbild

Madrid/London. Der Brexit, der am 23. Juni in einem Referendum beschlossene Austritt Großbritanniens aus der EU, zieht Kreise. Jetzt muß London nicht nur um Schottland, das sich seinerseits von Großbritannien abspalten will, bangen, sondern auch um die jahrhundertealte Kolonei Gibraltar. Denn Spanien will den britischen Außenposten an der Südspitze der Iberischen Halbinsel zum Thema der Brexit-Gespräche machen. Die spanische Flagge werde innerhalb von vier Jahren über dem Affenfelsen wehen, äußerte sich Außenminister Jose Manuel Garcia-Margallo dem Fernsehsender RTVE gegenüber optimistisch.

Die Bevölkerung Gibraltars hat sich beim Brexit-Referendum im Juni mit überwältigender Mehrheit für einen Verbleib in der EU ausgesprochen. Mit dem Vereinigten Königreich soll nun freilich auch Gibraltar aus der EU ausscheiden. Verhindern ließe sich das, wenn Gibraltar zu einem Kondominium – also einem gemeinsam verwalteten Territorium – von Großbritannien und Spanien werde, argumentiert der spanische Außenminister.

Die britische Regierung will spätestens im März 2017 formell ihren EU-Austrittsantrag stellen. Damit beginnt eine Frist von zwei Jahren zu laufen, in der sich beide Seiten darauf verständigen müssen, wie ihre künftigen Beziehungen aussehen. Spanien verfügt in diesen Verhandlungen wie jeder EU-Staat über ein Vetorecht und könnte eine Lösung scheitern lassen. Ein ungeregelter Brexit würde den Wirtschaftsstandort Gibraltar, der sich als Steueroase innerhalb des EU-Binnenmarktes positioniert, massiv treffen.

Wenn London einmal den Austrittsantrag gestellt habe, „werden sich die Dinge überschlagen, und sie werden verstehen: Je schneller man das löst, umso besser”, sagte Garcia-Margallo. Für die Einwohner Gibraltars werde es dann nur zwei Möglichkeiten geben: „Entweder sind sie Briten außerhalb der EU oder Spanisch-Briten innerhalb der EU.” Nach der von Spanien vorgeschlagenen Lösung könnten die „Gibraltarenos” ihre britische Staatsbürgerschaft und Selbstverwaltung behalten, während Spanien und Großbritannien den Grenzschutz, die Außen- und die Verteidigungspolitik gemeinsam bestimmen würden.

Der Regierungschef Gibraltars, Fabian Picardo, will von dieser Idee freilich nichts wissen. Die spanische Flagge werde „weder in vier Jahren, noch in 40, noch in 400, noch in 4000 Jahren auf dem Felsen wehen”, sagte er. „Niemals ist niemals, und nein ist nein.” Auch der Brexit werde daran nichts ändern.

Für Spanien ist Gibraltar „die letzte Kolonie in Europa” und als britische Besitzung gleichzeitig ein Stachel im Fleisch. Das strategisch bedeutende Gebiet am Eingang zum Mittelmeer kam im Vertrag von Utrecht im Jahr 1713 zu Großbritannien. (mü)

9 Kommentare

  1. Sabine Tacheles-Klartext sagt:

    Gibraltar ist nicht EU, also gehört nicht in selbige. Wusste ZUERST! nicht, oder?

  2. Dernichtjedemaufdenleimgehende sagt:

    Ich war übrigens schon da und habe sogar die Affen gefüttert. Richtig zutraulich sind die. Total an Menschen gewöhnt. Aber sie zu streicheln traute ich mich dann doch nicht…… so ´nen Affenbiss kann sehr schmerzvoll und gar gefährlich sein….. von wegen Bakterien und so. 😀

    • Dernichtjedemaufdenleimgehende sagt:

      Aber sehr verdreckt und vermüllt ist die Insel. Da muss ich schon sagen, dass die Gibraltarnesen (SO nennt man die, bzw. die sich selber auch ;-)) ihre Insel scheinbar nicht so dolle liebhaben. Und teuer ist sie auch. Also zumindest was das Gastronomische angeht. Sogar Fish und Chips ist da sehr teuer… fand bzw. finde ich zumindest. 2 Mal Fish and Chips für ca. 25 oder gar 27 Euro (weiß das nicht mehr sooo genau). Das ist doch mal ´ne Hausnummer.

      Viel Zeit zum „Drüberlatschen“ braucht man für die Insel übrigens nicht – sie ist nämlich recht winzig.

      • Dernichtjedemaufdenleimgehende sagt:

        Aber sie ist militärisch für die Briten sehr interessant, immer noch. Und daher wird London niemals sagen, „fott damit“. Jedenfalls nicht kurz- oder mittelfristig. Öhm, nicht einmal langfristig. 🙂

  3. edelweiss sagt:

    Der Name des Regierungschefs Fabian Picardo klingt nicht very british.
    Wer weiß, was ihm seine Vorfahren von 1713 sagen würden?

  4. Tim Buktu sagt:

    Auch in Spanien hat der Größenwahn Konjunktur, wie man sehen kann.
    Die Tommies werden den Spaniern eine lange Nase drehen und sie auslachen.

  5. Werner Zoerner sagt:

    Bindendes Referendum, mit 70% Wahlbeteiligung, fertig.

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