London/Berlin. Zum zehnten Jubiläum kündigte WikiLeaks-Gründer Julian Assange jetzt eine Vielzahl neuer Veröffentlichungen für die kommenden Monate an. Geplant sei, in den nächsten zehn Wochen jede Woche neues Material zu publizieren, erklärte Assange in einer Live-Videoübertragung nach Berlin.
Für die Veranstaltung zum zehnten Jahrestag der Registrierung der Web-Adresse von WikiLeaks waren auch Enthüllungen über die US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton in Aussicht gestellt worden. Diese blieben jedoch aus. „Sie müssen verstehen, daß, wenn wir etwas mit Bezug zu den Vereinigten Staaten veröffentlichen wollen, wir das nicht um drei Uhr nachts machen würden”, sagte Assange mit Blick auf die Ortszeit in den USA.
WikiLeaks hatte zuvor E-Mails des Parteivorstandes von Clintons Demokraten veröffentlicht. In den USA traten IT-Sicherheitsexperten daraufhin mit der Behauptung an die Öffentlichkeit, daß die E-Mail-Server von Hackern mit Verbindung zu russischen Geheimdiensten geknackt worden seien. Seither sieht sich WikiLeaks immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, sich zum Instrument Moskaus zu machen.
WikiLeaks-Gründer Assange widersprach dem. Die Kriterien für die Veröffentlichungen seien öffentlich und unverändert: „Wenn eine Quelle uns Material überläßt, das von politischer, diplomatischer, historischer oder ethischer Bedeutung ist und das noch nicht veröffentlicht wurde, dann machen wir es publik.” WikiLeaks werde aber weiterhin keine Quellen nennen und kenne sie meist auch nicht.
Assange zog zum zehnten Jahrestag der Gründung von WikiLeaks eine positive Bilanz. Seine Plattform könne weiterhin gut arbeiten, obwohl er seit mehr als vier Jahren in der ecuadorianischen Botschaft in London festsitze. „Die Angriffe machen uns nur härter”, sagte Assange: „Wir glauben an das, was wir tun. Wenn wir unter Druck gesetzt werden, wehren wir uns.” WikiLeaks brachte in den vergangenen Jahren Hunderttausende geheime Dokumente, unter anderem über das Vorgehen der US-Streitkräfte in den Kriegen im Irak und in Afghanistan, an die Öffentlichkeit. Assange zog sich damit den Zorn der US-Regierung und der NATO zu. (mü)
Interessant: Die pseudo-juristische Hetzjagd gegen Assange begann in Schweden – und Schweden ist für Männer, was Afghanistan für Frauen ist. Dazu klafft natürlich eine bemerkenswerte Information-Lücke in der Lücken-Presse…