Denkfabrik IISS: „Die bisherige Weltordnung schwankt“

28. September 2016
Denkfabrik IISS: „Die bisherige Weltordnung schwankt“
International
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Foto: Symbolbild

London. In den Hinterstübchen der Macht, den Denkfabriken, ist man besorgt: die aktuelle Weltordnung gerät ins Trudeln. Zu diesem Befund kommt das renommierte Institute for Strategic Studies (IISS), das seinen Hauptsitz in London hat und über Niederlassungen in Washington, Singapur und Bahrain verfügt. IISS-Direktor John Chipman erklärte jetzt bei der Vorstellung des „Strategic Survey 2016“: „Die Fundamente erscheinen besorgniserregend schwach.“ Nach Einschätzung der britischen Forscher haben der wachsende Populismus im Westen, der um sich greifende Nationalismus rund um den Globus sowie die „aggressive Machtpolitik“ Rußlands und Chinas die internationalen Institutionen und Normen der Nachkriegsordnung geschwächt. Der „internationalen Gemeinschaft“ falle es deshalb immer schwerer, Konflikte zwischen Staaten zu dämpfen oder zu vermeiden.

Die Gründe für die neue Weltunordnung seien unter anderem der geplante Austritt der Briten aus der Europäischen Union (Brexit) und die Schwächung von Organisationen wie dem Golf-Kooperationsrat (GCC) und dem Verband Südostasiatischer Staaten (ASEAN). Gleichzeitig werde der Trend immer stärker, Konflikte im nationalen Alleingang zu lösen.

Dazu zählen die Experten das Eingreifen Rußlands in Syrien, die „Expansion“ Chinas im südchinesischen Meer und die Intervention Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate in den jemenitischen Bürgerkrieg. Auch die globale Wirtschaftsordnung stehe an einem Scheideweg. Der geplante EU-Austritt Großbritanniens, Versuche, den US-Dollar als wichtigste Reservewährung abzulösen, und der Abschluß weitreichender Freihandelsabkommen stellten die bisherige Ordnung in Frage.

Auch einer möglichen Wahl Donald Trumps zum nächsten US-Präsidenten sehen die Londoner Experten mit Sorge entgegen: „Seine Wahl wäre ein großes geopolitisches Erdbeben und würde eine fundamentale Abkehr von der US-Außenpolitik der letzten 50 Jahre bedeuten.“

IISS-Direktor Chapman resümiert: „Eine Politik der Engstirnigkeit vermischt sich jetzt mit nationalistischen Instinkten, und beides kollidiert mit einer kosmopolitischen Weltordnung, die von Technokraten so sorgfältig im späten 20. Jahrhundert errichtet wurde.“ (mü)

3 Kommentare

  1. stachelschwein sagt:

    denkfabrik? ohne gesunden menschenverstand!

  2. Eidgenosse sagt:

    Wie immer wird es einen „Auslöser“ geben, den man zuvor nicht vermutet hat und der nicht im Fokus stand.
    Wer Börsen, Märkte, Edelmetalle und Öl verfolgt stellt fest, dass grossangelegte Manipulationen über Interventionen an verschiedenen Märkten stattfinden – seit geraumer Zeit. Das von Bill Clinton mitverantwortete PPT (Plunge Protection Team) das der FED angehängt ist, wurde beauftragt mit praktisch unbegrenzten (gedruckten) Geldmitteln Einbrüche an den Finanzmärkten zu verhindern.
    Im Bereich der Anleihen (Bonds) findet das seit Jahren durch das sogenannte Quantitative Easing (QE) statt. Inzwischen ist man dazu übergegangen besonders „gefährliche“ Märkte (für die FED) zu manipulieren. Fast täglich wird gegen Edelmetalle, besonders gegen einen Goldpreisanstieg interveniert. Dafür gibt es messbare Indikatoren. So beträgt der Handel in „Papiergold“ inzwischen das 300-fache des realen physischen Handels.
    Diese Vorgänge bleiben dem normalen Blindbürger verborgen. Sie zeigen aber wie nahe das gegenwärtige Finanzsystem am Abgrund steht. So marode wie die Systeme in den USA oder der €-Zone sind vergleichbare in Russland oder China noch lange nicht und sobald die maroden $, € und YEN niemand mehr entgegen nimmt, ist es soweit.
    Die Symptome sind überdeutlich und es würde mich nicht wundern, wenn die Edelmetalle in der Eskalationsstufe regelrecht explodieren. Das wäre aber auch das Ende der Macht der gegenwärtigen Zentralbanken und deren Hintermänner, sowie der gegenwärtig politisch Mächtigen.

  3. edelweiss sagt:

    Kein Kommentar – vordergründiger geht es nicht.
    Die USA haben die Weltordnung ins Wanken gebracht, in dem sie den weltweiten politischen Öffnungen, die durch die Computertechnik hervorgerufene technische Entwicklung und weltweite Vernetzung der Menschen/Staaten und damit ihren veränderten Ansprüchen an Kooperation und Gleichberechtigung NICHT Rechn ung getragen haben.
    Sie wollen weiterhin die Welt- und Ordnungsmacht sein und ihren Interessen frönen.
    Da gehen viele Staaten nicht mehr mit. Deshalb die vielen Destabilisierungen von Staaten durch die USA – sie wollen die veränderte Situation nicht anerkennen und keine Macht abgeben. Die anderen hingegen niocht mehr nach deren Pfeife tanzen.
    Eine Lage, die im E-Fall zu einem WK führt.

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