Moskau/Damaskus. Nach dem verheerenden Angriff der US-Luftwaffe auf syrische Regierungstruppen am Wochenende macht Rußland den USA heftige Vorwürfe, und von einer Verlängerung der am Sonntag ausgelaufenen Waffenruhe spricht niemand mehr. Wie Generalleutnant Sergej Rudskoi vom russischen Generalstab am Montag in Moskau erklärte, hätten die USA nicht eine der Anfang des Monats ausgehandelten Vereinbarungen eingehalten. Der syrische Präsident Asad wiederum kritisierte den Angriff der US-geführten Koalition auf syrische Truppen am Wochenende als „offene amerikanische Aggression”, die der IS-Terrormiliz diene.
Rußland betrachtet die Lage nach dem Angriff der US-Koalition auf syrische Truppen als verfahren. „Das ist eine sehr schwierige Situation”, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Bei dem Luftangriff waren am Wochenende mehr als 60 Menschen getötet und über 100 verletzt worden. „All das gefährdet natürlich die Waffenruhe”, sagte Peskow. Praktisch sei Syriens Armee die einzige Seite, die die Feuerpause einhalte.
Der russische UN-Botschafter Vitali Tschurkin erklärte am Samstag, der US-Angriff sei kein Irrum, sondern möglicherweise gewollt gewesen. Denkbar sei auch, daß der „rücksichtslose“ US-Angriff ausgeführt wurde, um die Umsetzung der mühsam ausgehandelten Syrien-Vereinbarung zu sabotieren.
Tatsächlich kam der US-Angriff dem IS zugute, der daraufhin unmittelbar zum Angriff gegen den bombardierten Stützpunkt der syrischen Armee übergehen konnte. Auch das IS-Sprachrohr Amak berichtete vom Vorrücken der Dschihadisten.
Nach dem siebentägigen Waffenstillstand sollte eigentlich die nächste Stufe der Vereinbarung zwischen den USA und Rußland umgesetzt werden. Diese sieht vor, daß beide gemeinsam und koordiniert gegen Terrorgruppen vorgehen, etwa die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) oder die Fatah-al-Scham-Front (früher: Al-Nusra), die eng mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbunden ist.
Allerdings müssen sich die USA den Vorwurf gefallen lassen, daß sie keine Daten geliefert hätten, wo die von ihr kontrollierten Oppositionsgruppen stünden, erklärte Generalleutnant Rudskoi. Die USA hätten keinen Einfluß auf die Opposition. Die gemäßigten Regierungsgegner trennten sich nicht von der terroristischen Fatah-al-Scham-Front. Stattdessen rückten die Milizen enger zusammen und bereiteten Angriffe vor. (mü)