Herausforderung für den Westen: Die „Neue Seidenstraße“ nimmt Gestalt an

14. Juni 2016
Herausforderung für den Westen: Die „Neue Seidenstraße“ nimmt Gestalt an
Wirtschaft
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Foto: Symbolbild

Peking. Ein ehrgeiziges geostrategisches Investitionsvorhaben gewinnt Konturen. Das Projekt „Neue Seidenstraße“, mit dem Peking die wirtschaftliche Kohäsion des eurasischen Raumes vorantreiben will, ist jetzt sogar Gesprächsthema beim Besuch von Bundeskanzlerin Merkel in China.

Auch für deutsche Unternehmen ist das Projekt interessant. Deutsche Investitionen in der Volksrepublik sind – bei weiterhin steigender Tendenz und dies vor dem Hintergrund zunehmender Spannungen zwischen China und den USA – 2014 auf rund 60 Milliarden Euro angewachsen. Das ist mehr als in jedem anderen Land außer den USA und nur wenigen EU-Staaten. Deutsche Wirtschaftsvertreter machen sich denn auch für eine stärkere deutsche Beteiligung am chinesischen Billionenvorhaben „Neue Seidenstraße“ stark, das Ostasien und Europa enger aneinander binden soll.

Bei dem Projekt geht es insbesondere um den Ausbau des Land- und Seetransports. Der Zugverkehr von Chongqing nach Duisburg soll ebenso intensiviert werden wie der Seehandel durch das Südchinesische Meer und den Indischen Ozean bis ins Mittelmeer.

Das Projekt „Neue Seidenstraße“ ist offizielles chinesisches Regierungsprojekt. Ein Pekinger Weißbuch stellte es im März 2015 unter dem Titel „One Belt, One Road“ („Ein Gürtel, eine Straße“) detailliert vor. Kern des Projekts ist der Ausbau der Verkehrskorridore von China in Richtung Westen – einerseits über Land durch Zentralasien in den Mittleren Osten und nach Europa, andererseits auf dem Seeweg durch das Südchinesische Meer und den Indischen Ozean nach Afrika und durch den Suezkanal bis ins Mittelmeer.

Das Vorhaben umfaßt gewaltige Infrastrukturmaßnahmen, etwa die Errichtung von Straßen und Eisenbahnlinien sowie den Ausbau von Häfen. Zur Finanzierung soll unter anderem die Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) beitragen, die zur Jahreswende 2015/16 in Peking eröffnet wurde.

Allerdings stößt die „Neue Seidenstraße“ nicht überall auf Gegenliebe. Transatlantische Kreise fürchten, daß die verstärkte wirtschaftliche und infrastrukturelle Verflechtung des eurasischen Raumes die Position des Westens schwächen könnte. So urteilte die renommierte Zeitschrift „Internationale Politik“ („Zeitschrift für internationale Beziehungen und globale Trends“) schon vor geraumer Zeit: „Chinas wirtschaftliche Macht und sein politisches Gewicht sind starke Argumente für Peking, seine Entwicklung nicht weiter von den Regeln der alten Industriestaaten abhängig zu machen. Stattdessen hat Peking den Anspruch, sich an der Gestaltung der Global-Governance-Strukturen stärker zu beteiligen.“ Das Projekt „Neue Seidenstraße“ sei für Peking ein Instrument, eigene Positionen zu stärken – um letztlich die globale Dominanz der westlichen Mächte in Frage zu stellen. (mü)

5 Kommentare

  1. Bürgerfreund sagt:

    Ob Seidenstraße oder TTIP – beides ist für Europa gleichermaßen ungesund und wird in einer Diktatur von außen enden – wohl das, was die Schwachköpfe in Brüssel und Berlin wollen.

    • Passant sagt:

      @Bürgerfrend

      Wohl wahr, auch die ‚Seidenstraßenplaner‘ in Peking haben die Zielsetzung (Wirtschafts)Politik zu betreiben, die den eigenen Interessen größtmöglich nutzt. Das ist m.E. völlig legitim.
      Den Pappköpfen in Berlin geht es seit Jahrzehnten allerdings völlig ab, die ökonomische Potenz Deutschlands außenpolitisch zum Vorteil des ‚eigenen Landes‘ zu nutzen.
      Im Übrigen ist ein eurasisches Projekt für Europa und besonders für ‚Buntland‘ allemal unschädlicher als alle diejenigen, die – wie TTIP – ausschließlich der Stärkung der USA als Hegemonialmacht untermauern.

  2. Passant sagt:

    Zitat: „Allerdings stößt die „Neue Seidenstraße“ nicht überall auf Gegenliebe. Transatlantische Kreise fürchten, daß die verstärkte wirtschaftliche und infrastrukturelle Verflechtung des eurasischen Raumes die Position des Westens schwächen könnte. So urteilte die renommierte Zeitschrift „Internationale Politik“…………………………“
    Mit ‚Westen‘ meinen diese sogenannten ‚Transatlantiker‘ sicherlich den Hegemon jenseits des Großen Teiches. Der hat selbstverständlich überhaupt kein Interesse an der Verwirklichung dieses Projektes sondern betreibt deshalb stringent TTIP u.a. wirtschaftliche Versklavungsvorhaben, die sicherlich nicht im Interesse der meisten europäischen Nationalstaaten (oder was davon noch übriggeblieben ist)liegen dürften.
    Die sich im Niedergang ihrer Geltung auf der politischen und wirtschaftlichen Weltbühne befindlichen USA werden alles tun, dieses chinesische Projekt zu stören, gar zu Fall zu bringen – vornehmlich mit der Hilfe des korrupten Brüssels und der Merkel-Administration in Berlin. Ein Verlassen der EU durch Britannien könnte dem allerdings hinderlich zuwiderlaufen.
    Die sich in diesem Jahr noch verstärkende destruktive Flutung der EU – zuvorderst der Bunten Republik – mit in jeder Hinsicht nur belastenden Zuwanderern aus dem Nahen und Mittleren Osten und den gleichfalls islamischen nordafrikanischen Raum, ist Bestandteil der zerstörerischen Politik der USA.
    Europa wird aufgrund dessen als potenter Partner für die Projektanden in Peking sehr wahrscheinlich uninteressant, weil Europas geistige und technisch/wirtschaftliche Kompetenz verloren geht. Ein weiteres wüstenhaftes Gebiet ohne jegliche nutzbare geistige und materielle ‚Schätze‘ – also ‚totes‘ Land.

  3. Emma D. sagt:

    Wenn der Westen (= finanzkapitale US- und GB-Zirkel) motzt, dann wird es wohl gut sein. Noch besser, wenn auch Russland mit dabei ist. Ami go home! City of London mach Brexit!

    • Deutsche wacht endlich auf sagt:

      Sie scheinen, den Ernst der Lage nicht verstanden zu haben. Oder den Artikel gar nicht oder nicht richtig gelesen zu haben.

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