Libyen zieht nicht mit: Kein „Flüchtlings“-Deal zwischen Tripolis und Brüssel

7. Juni 2016

Tripolis. Mit dem nordafrikanischen „Flüchtlings“-Herkunftsland Libyen wird es keinen „Deal“ analog zum Abkommen mit der Türkei geben. Das hat jetzt der libysche Premier al-Sarradsch erklärt. Die EU müsse selbst Wege finden, wie sie Migranten in ihre Heimatländer zurückbringt. In Libyen sei kein Platz für die Flüchtlinge.

Wörtlich erklärte der der Einheitsregierung vorstehende libysche Ministerpräsident der „Welt am Sonntag“, Libyen werde „nicht akzeptieren, daß die EU Migranten zu uns zurückschickt“. Und: „Sie können nicht bei uns leben.“

Damit haben sich Hoffnungen auf einen weiteren „Flüchtlings“-Deal erst einmal zerschlagen. Allerdings zweifeln Beobachter ohnehin an, wie belastbar ein Abkommen mit Tripolis angesichts der anhaltend chaotischen Situation in dem nordafrikanischen Land sein könnte. Die derzeitige libysche Regierung ist von den Vereinten Nationen installiert und wird zwar von Rußland und den USA akzeptiert. Im eigenen Land verfügt sie allerdings kaum über Rückhalt.

Libyen ist seit der Ausschaltung des langjährigen Staatschefs Gaddafi durch den Westen im Chaos versunken. Zahlreiche Milizen, Söldner und Stammesfürsten beanspruchen einzelne Regionen für sich. Auch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) gewinnt an Boden und ist bestrebt, Libyen zur neuen Aufmarschbasis gegen Europa auszubauen. (mü)

 

Bildquelle: Wikimedia/Mohamed_Ali_MHENNI/CC_BY-SA_3.0  (Bildformat bearbeitet)

Ein Kommentar

  1. Denker sagt:

    Gaddafi auszuschalten war ein Riesenfehler. Und den verdanken wir hauptsächlich den Franzosen, wenn auch die Amis wie immer gerne dabei waren (während die Russen davor gewarnt hatten)
    Aber eigentlich hätten hier nun die Franzosen was gutzumachen, indem sie in ihren ehemaligen Kolonien „nachschauen“, wer vielleicht Leute aufnehmen könnte. Flüchtlinge in Afrika zu versorgen ist auch weitaus billiger als in Europa. Und so würden aus den Flüchtlingen auch keine „Flüchtlinge“.

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