Stolp. Die Errichtung des amerikanischen Raketenabwehrschildes in Polen hat dort trotz des NATO-freundlichen Kurses der Warschauer Politik nicht nur Freunde. Jetzt hat ein polnisches Business-Portal die als Folge des Raketenabwehrsystems drohenden Verluste für die polnische Volkswirtschaft vorgerechnet.
Das Netzportal „Business Insider“ beruft sich dabei auf die pommersche Agentur für Regionale Entwicklung, die ihren Sitz in Stolp (heute Slupsk) hat. Amerikanische Behörden haben dort inzwischen mit Baumaßnahmen im Zusammenhang mit dem Raketenabwehrschild begonnen. „Business Insider“ läßt Bürgermeister Robert Biedron zu Wort kommen, der sich und seine Kommune übergangen sieht: „Nun gibt es auf der Karte Polens ein Gebiet, wo man nur mit Bewilligung der Regierung von Barack Obama etwas bauen darf”, sagt Biedron. Zwar habe die polnische Regierungspartei PiS im Vorfeld wirtschaftliche Ausgleichsmaßnahmen für die Region versprochen, unter anderem eine Autobahn, ein zweites Bahngleis und einen Ausbau des Hafens. Doch davon sei nichts umgesetzt worden, kritisiert Bürgermeister Biedron.
Die örtlichen Behörden seien zudem über sinkende Mietpreise und einen drohenden Verlust von Arbeitsplätzen besorgt. Auch das regionale Windenergieprogramm sei in Gefahr. Weil sich der Militärstützpunkt selbst versorgt, werden auch die örtlichen Unternehmen nichts davon haben.
Die Bauarbeiten wurden am 13. Mai aufgenommen. Der Stützpunkt, der Teil des US-Raketenabwehrschildes in Osteuropa sein wird, soll 2018 seine Tätigkeit aufnehmen. (mü)