Um 18 Uhr schließen die Wahllokale, und schon wenige Minuten später verkünden die Demoskopen die ersten Wahlprognosen, die meist ziemlich nahe am endgültigen Ergebnis liegen. Wie ist das zu einem Zeitpunkt möglich, an dem nicht einmal 5% der Stimmen ausgezählt sind?
Die Demoskopen bedienen sich dabei eines Tricks: Sie suchen sich landesweit Wahllokale aus, die bei der letzten Wahl in der Stimmenverteilung besonders nahe am amtlichen Endergebnis lagen. Dies tun sie in der Erwartung, daß auch bei der aktuellen Wahl das Wahlverhalten repräsentativ sein wird. Vor solchen Wahllokalen stellen die Wahlforscher eigene Wahlkabinen auf und bitten die Wähler unmittelbar nach Verlassen der echten Wahllokale – natürlich freiwillig – um Wiederholung ihrer Stimmabgabe. Mit der Auszählung dieser Stimmen wird natürlich nicht bis 18 Uhr gewartet, sondern sie werden den ganzen Tag über laufend gezählt. Die Daten von Dutzenden solcher Test-Wahllokale werden zentral zusammengeführt. So besitzen die Wahlforscher auch bereits um 16 oder 17 Uhr ziemlich klare Wahlergebnisse. Daher ist es keine Zauberei, diese Ergebnisse um 18:05 zu präsentieren.
Wer sich immer schon gefragt hat, warum führende Politiker bereits kurz nach Schließung der Wahllokale über druckreife Stellungnahmen verfügen, der weiß offensichtlich nicht, daß viele Wahlforscher politischen Parteien nahestehen und ihre gewonnenen Erkenntnisse natürlich schon vor 18 Uhr weitergeben.