Wirtschaftsweise: Neue Bankenkrise in Sicht – droht Insolvenz?

15. Februar 2016
Wirtschaftsweise: Neue Bankenkrise in Sicht – droht Insolvenz?
Wirtschaft
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Foto: Symbolbild

Bonn. An der Bankenfront könnte es bald wieder turbulent zugehen. Davor hat jetzt die Bonner Wirtschaftsweise Isabel Schnabel angesichts der jüngsten Börsenturbulenzen gewarnt. Nach neun Jahren Dauerkrisenpolitik würden die Handlungsspielräume der Zentralbanken immer kleiner.

Besonders bedrohlich, sagte Schnabel gegenüber der „Welt am Sonntag“, sei der Anstieg der Zinsen auf sogenannte nachrangige Anleihen, deren Besitzer im Falle einer Liquidation erst nach anderen Gläubigern bedient werden. Daraus könnten sich „selbstverstärkende Preisspiralen entwickeln, die die Solvenz der Banken bedrohen”, fürchtet die Professorin, die seit 2014 Mitglied des Sachverständigenrats ist.

Es gebe auch darüber hinaus eine Reihe von Faktoren, die die Profitabilität der Banken beeinträchtigten – kurzfristig die schwache Weltkonjunktur und Kreditrisiken aus dem Ölgeschäft, mittelfristig vor allem die Niedrigzinsen, die das Geschäftsmodell der Banken in Frage stellten.

Nach neun Jahren Dauerkrisenpolitik würden die Handlungsspielräume der Zentralbanken nun immer kleiner. „Die Zentralbanken können zwar nach wie vor stabilisierend eingreifen, aber sie können die bestehenden strukturellen Probleme nicht lösen – weder im Bankensystem, noch bei den Staaten“, sagt die Wirtschaftsweise.

Sie steht mit ihren Warnungen im übrigen nicht allein. Auch der US-Wirtschaftshistoriker Harold James von der Universität Princeton äußerte sich erst unlängst besorgt: „Es gibt eine neue Phase der Verwerfungen im Finanzsystem.” Zwar sei speziell der Bankensektor mittlerweile durch Brandmauern besser von der restlichen Wirtschaft abgetrennt. „Aber viele Investoren realisieren erst jetzt, daß einige Banken nackt sind.” (mü)

2 Kommentare

  1. Der Rechner sagt:

    Das schlimme ist:

    1. Leider hat der politisch-finanzielle Komplex aus der Finanzkrise I (Lehmann) nicht viel gelernt. Anstatt die konformitätserzeugenden Großregulierungen (Basel 1,2,3) und die zyklenverstärkenden kriminellen „Ratinginstitute“ abzuschaffen und länderweise eine Verbesserung der TATSÄCHLICHEN Eigenkapitalquoten (Nicht der per Basel-Risikogewicht schöngerechneten) durchzuführen, wird immer schön weitergemacht mit der Dummzockerei und den Banksterboni. Und aus der Staatsschuldenkrise (fälschlich oft „Eurokrise“ genannt) hat man nicht gelernt, daß speziell eine Risikogewichtung von Staatsschuld mit NULL ein Rezept für Disaster ist.

    2. Die Zentralbanken haben ihr Pulver schon weitgehend verschossen – noch mehr Gelddruckerei („Quantitative Easing“) würde vorhandene Bonitätslücken allenfalls dann überdecken können, wenn die Zentralbanken massenweise faule Fracking-Kredite und dubiose Derivatepositionen auf die eigenen Bücher nehmen würden. Damit ist die Glaubwürdigkeit und der innere Wert der jeweiligen Währungen aber endgültig verspielt.

    • Eidgenosse sagt:

      Es gibt keine Alternative und das ist eigentlich gut so: Das – allerdings komplexe – gegenwärtige Finanzsystem zerbricht und es muss zerbrechen. Man darf sich aber auch nicht zu früh freuen, denn „unsere lieben Freunde“ (ULF) haben sich bereits mit Alternativen eingedeckt. D.h. sie werden zwar nicht mehr den Geldmarkt direkt beherrschen, aber eben indirekt. Etwa über Alternativen wie Edelmetalle etc. Diejenigen, die steuern, wissen genau den Zeitpunkt. Inzwischen besitzen sie wohl bereits die alternativen Steuerungsmittel. Man kann mit wertlosen USD immer noch günstig wertvolle Aktien oder auch Vermögenswerte kaufen. Das gleiche gilt natürlich für den Euro. Erst wenn die Rohstoffwährungen beginnen zu steigen (CAD, AUD, RUB)kommt der Zeitpunkt des Bruchs deutlich näher.

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