Helsinki. Finnland ist EU-Mitglied, und Finnland hat den Euro eingeführt. Viele Finnen sind aber inzwischen der Meinung, daß das keine gute Entscheidung war. Mehr als 50.000 finnische Bürger haben deshalb ein Volksbegehren unterzeichnet, das den Austritt des Landes aus der Währungsunion fordert. Jetzt muß das Parlament das Thema auf die Tagesordnung setzen, und die „Volksregisterzentrale“ muß die Unterschriften prüfen.
Zwar sind einer nach einer aktuellen Umfrage des Eurobarometers immer noch rund 64 Prozent der Finnen für den Euro, doch die Zustimmung sinkt, und letztes Jahr waren es noch fünf Prozent mehr. Grund dafür ist die anhaltende Wirtschaftskrise. Finnland droht nun schon das vierte Rezessionsjahr in Folge. Im abgelaufenen Quartal schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt mit 0,6 Prozent noch stärker als im angeschlagenen Griechenland.
Außenminister Alexander Stubb erklärt: „Eigentlich sind wir der neue kranke Mann Europas.“ Und der Europa-Abgeordnete Paavo Vayrynen von der regierenden Zentrumspartei, der das Volksbegehren initiiert hat, sagt: „Die schwedische Wirtschaft ist seit 2008 um acht Prozent gewachsen, während unsere um sechs Prozent geschrumpft ist. Deshalb ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um eine größere Debatte anzustoßen, ob wir in der Euro-Zone bleiben sollen oder nicht.“
Schon seit geraumer Zeit beschäftigt ein Euro-Austritt die finnische Öffentlichkeit. Bereits im Juli 2012 sagte die finnische Finanzministerin Jutta Urpilainen zu dem Thema: „Finnland ist ein überzeugtes Mitglied der Eurozone, und wir glauben daran, daß der Euro Finnland nutzt. Dennoch wird Finnland nicht um jeden Preis am Euro festhalten. Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet, auch auf einen Ausstieg aus dem Euro.“ Das könnte nun schneller passieren als von vielen erwartet. (mü)