Potsdam/Moskau. Der Petersburger Dialog gilt als eine der wichtigsten Plattformen des Meinungsaustausches zwischen Deutschland und Rußland. Ins Leben gerufen wurde er im Jahr 2001 vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der Name des Gesprächsforums bezieht sich auf den ersten Veranstaltungsort Sankt Petersburg. Wichtigste Veranstaltung ist die traditionelle Jahrestagung, die in der Regel abwechselnd in Rußland und Deutschland stattfindet.
Der Petersburger Dialog hat sogar die aktuellen Rußland-Boykotte und die Eiszeit in den west-östlichen Beziehungen überdauert. Das Jahrestreffen 2015 findet gegenwärtig in Potsdam statt. Wenn nicht alles täuscht, wird es diesmal wieder spannend – der heurige Dialog könnte mit wegweisenden Akzenten aufwarten.
Wie die Deutsch-Russische Außenhandelskammer (AHK) zeitgleich in Moskau mitteilte, haben deutsche und russische Wirtschaftsverbände eine gemeinsame Unternehmerplattform gegründet, um auch in Zeiten wachsender Spannungen über ein Forum der Kooperation zu verfügen. Ziel der gemeinsamen Initiative solle neben einem verstärkten Austausch beider Seiten über die Rahmenbedingungen für Investoren im jeweiligen Land „ein gemeinsamer Auftritt gegenüber der Politik zum Nutzen der Wirtschaft“ sein, ließ die AHK in einer Erklärung wissen. Die Plattform solle ein Vorreiter bei der Verbesserung der bilateralen Beziehungen werden.
Die Beziehungen zwischen Moskau und Berlin hatten sich wegen der Ukraine-Krise erheblich verschlechtert, zahlreiche deutsche Unternehmen klagen infolge der westlichen Boykottmaßnahmen über massive Umsatzrückgänge.
Dabei ist die neue Unternehmerplattform nur eines von mehreren Foren, in deren Rahmen die durch die Ukraine-Krise belasteten Beziehungen wieder entkrampft werden sollen. Auch beim Petersburger Dialog, der dieser Tage in Potsdam stattfindet, stehen deutsch-russische Gemeinsamkeiten wieder im Vordergrund. „Wir wollen … in der schwierigsten Phase der deutsch-russischen Beziehungen seit 25 Jahren weiter miteinander reden“, umriß der deutsche Co-Vorsitzende Ronald Pofalla im „Handelsblatt“ das Hauptziel der dreitägigen Veranstaltung. Pofalla leitet den diesjährigen Petersburger Dialog.
An der in Moskau gegründeten Unternehmerplattform beteiligen sich der Verband der russischen Industriellen (RSPP), die Mittelstandsvereinigung Delowaja Rossija, der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (OA) und die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) – allesamt renommierte Adressen mit genügend Potential, um die von den transatlantischen Taktgebern verordnete Eiszeit zwischen Ost und West zu durchbrechen. (mü)