Afghanischer Ex-Präsident Karzai: „Ausländische Truppen mitschuld an Eskalation“

20. Oktober 2015
Afghanischer Ex-Präsident Karzai: „Ausländische Truppen mitschuld an Eskalation“
International
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Foto: Symbolbild

Kabul. Der frühere afghanische Präsident Hamid Karzai sieht die aktuelle Entwicklung in seinem Land kritisch und gibt der Präsenz ausländischer Truppen eine Mitschuld an der aktuellen Eskalation. US-Präsident Obama hatte zuvor angekündigt, daß die gegenwärtige Truppenstärke der amerikanischen Streitkräfte am Hindukusch auch im kommenden Jahr beibehalten werde. Sie liegt derzeit bei 9.800 Soldaten und soll ab 2017 auf 5.500 reduziert werden.

Wörtlich erklärte Karzai: „Das afghanische Volk hatte sich vor 14 Jahren mit einer gemäßigten Präsenz ausländischer Truppen einverstanden erklärt, in der Hoffnung, daß der Terrorismus beseitigt und Frieden in der Region gewahrt wird. Doch die Anwesenheit der ausländischen Truppen unter dem Namen der Terrorismusbekämpfung hat nicht zu seiner Beseitigung geführt – in diesem Zeitraum ist der Terrorismus noch stärker geworden.“

Auch die Unterzeichnung des Abkommens zwischen Kabul und Washington habe nicht zu mehr Stabilität in Afghanistan geführt, sondern die Grenzen des Krieges vielmehr ausgeweitet – die Afghanen hätten sich anderes erhofft.

Tatsächlich hat sich die Situation in Afghanistan in den letzten Monaten wieder erheblich verschlechtert. Die radikalislamischen Taliban, denen 2001, nur wenige Wochen nach den Anschlägen vom 11. September, die amerikanische Militärintervention in Afghanistan gegolten hatte, konnten in jüngster Zeit wieder große Gebiete zurückerobern und starteten jüngst eine Großoffensive auf die größeren Städte. Am 29. September konnten sie die nordafghanische Stadt Kundus einnehmen. Der Einmarsch in die Provinzstadt war der erste große Sieg der Taliban seit 14 Jahren. Die afghanische Armee konnte die Stadt zwar zurückerobern, dabei traf ein US-Luftschlag jedoch das Krankenhaus der internationalen Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“. 22 Zivilisten starben – zwölf Ärzte und zehn Patienten.

Wie aus dem Weißen Haus verlautete, wurde der Beschluß über die Verlängerung des amerikanischen Militäreinsatzes in Afghanistan nach einer mehrmonatigen Beobachtung der Lage sowie nach Konsultationen mit Sicherheitsspezialisten und afghanischen Partnern getroffen.

Dem neuen Präsidentenbeschluß zufolge sollen ab 2017 noch 5.500 US-Soldaten in Afghanistan stationiert bleiben, und zwar in Bagram, Dschalalabad und Kandahar. Diese drei Stützpunkte sind von strategischer Bedeutung, außerdem sind hier unter anderem Drohnen stationiert, die von US-Militärs und der CIA eingesetzt werden. (mü)

Ein Kommentar

  1. Der Rechner sagt:

    Man muß den islamischen Terrorismus offensichtlich an der Wurzel packen.

    Nicht warten, bis die Krebszelle zu wuchern anfängt.

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