Karben. Die Jugendorganisation der AfD, die Junge Alternative (JA), hat auf ihrem sogenannten Bundeskongreß in Karben (Hessen) eine neue Führung gewählt und ihr Programm erweitert.
Zu gleichberechtigten Vorsitzenden wählten die Mitglieder den baden-württembergischen Landesvorsitzenden Markus Frohnmaier und seinen nordrhein-westfälischen Amtskollegen Sven Tritschler. Beide gelten als Kritiker des inzwischen umstrittenen AfD-Chefs Bernd Lucke: Frohnmaier steht Thüringens Landes- und Fraktionschef Björn Höcke nahe, Tritschler dem EU-Abgeordneten und Landesvorsitzenden Nordrhein-Westfalens, Marcus Pretzell. Sowohl Höcke als auch Pretzell sind innerparteiliche Gegner Luckes. Nach der Wahl traten rund 40 der etwa 800 Mitglieder aus der Organisation aus, darunter die ehemaligen Bundesvorsitzenden Philipp Ritz und Philipp Meyer. Ihren Schritt begründeten sie in einem Schreiben, in dem unter anderem beklagt wird, daß „Fundamentalisten“ die Oberhand gewonnen hätten. „Gemäßigtere oder differenzierte Standpunkte werden von ihnen als ‚zu angepaßt‘ abgelehnt“, heißt es in dem Text in Richtung Frohnmaier und Tritschler, so ein Bericht der „Jungen Freiheit“.
Wie die JA auf ihrer Internetseite schreibt, wurden auf dem Bundeskongreß auch zahlreiche programmatische Anträge behandelt. So beschlossen die Mitglieder etwa die Forderung nach einem Austritt Deutschlands aus dem Schengen-Abkommen. „Als Junge Alternative begrüßen wir die Reisefreiheit in Europa und die Reiseerleichterungen durch die grundsätzliche Abwesenheit von Grenzkontrollen“, so Tritschler dazu in einer Pressemitteilung. „Vor allem an der Ostgrenze der Bundesrepublik hat jedoch die Beschaffungskriminalität dramatisch zugenommen, sodaß die Menschen bereits resignieren und Eigentumsdelikte teilweise gar nicht mehr zur Anzeige bringen. Das kann nicht das Ziel dieses Vertrages sein.“ Sein Amtskollege Frohnmaier ergänzte: „Die Interessen unserer Landsleute müssen für unseren Staat Priorität genießen. Deshalb ist unser Beschluß nur konsequent und wird durch die Realität in Sachsen bestätigt. Wir werden als Innovationsmotor der Mutterpartei diese Forderung auch in den Erarbeitungsprozeß des AfD-Parteiprogramms tragen.“
In einer weiteren Mitteilung kritisiert die Parteijugend außerdem die kürzliche Entscheidung der EU, die Wirtschaftssanktionen gegen Syrien um ein weiteres Jahr zu verlängern. Durch diese Maßnahme werde der Handlungsspielraum Syriens im Kampf gegen islamistische Milizen wie etwa den Islamischen Staat (IS) weiter eingeschränkt. Dies sei „genau der falsche Weg“, heißt es. „Richtig dagegen wäre (…), die Sanktionen zu lockern bzw. aufzuheben, um Syrien wieder Luft zum Atmen zu verschaffen. Von einem Sturz der Regierung Baschar al-Assads, der zwar mit Sicherheit kein lupenreiner Demokrat, aber immerhin ein Garant für Stabilität und religiöse Vielfalt in seinem Land ist, wird am allerwenigsten das syrische Volk profitieren, sondern einzig und allein der Islamismus – mit unabsehbaren Folgen nicht nur für Syrien und den gesamten Nahen Osten, sondern auch für Deutschland und Europa.“ (lp)