Hannover. Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) hat sich für die Vorratsdatenspeicherung zur Bekämpfung von Terrorismus und organisierter Kriminalität ausgesprochen.
In einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte Pistorius anläßlich eines kürzlichen Vorstoßes der Union, Polizei und Justiz bräuchten bestimmte Verbindungsdaten zur Aufklärung von Straftaten. Die Diskussion darüber müsse „ohne Scheuklappen und ohne Ideologie“ und mit einem klaren Bekenntnis zum Rechtsstaat sowie zu den Bürgerrechten und zum Datenschutz geführt werden. „Ansonsten bleibt es beim quasi rechtsfreien Raum Internet.“ Bei schweren Straftaten sei es derzeit problematisch, daß die Spuren der Verbrecher im Netz oder durch Telefonanrufe bereits in dem Moment gelöscht würden, in dem sie entstünden. „Die Sicherheitsbehörden haben deshalb derzeit in Deutschland leider kaum Möglichkeiten, diese Spuren nachzuverfolgen“, sagte Pistorius.
Es sei zum Beispiel beim Menschenhandel und Terrorismus nicht hinnehmbar, daß es keine Möglichkeit gebe, mit Hilfe der Verbindungsdaten und verwendeter IP-Adressen die Täter zu ermitteln. Das gelte auch für Straftaten, die praktisch nur im Internet stattfänden. „Ohne die Möglichkeiten einer Vorratsdatenspeicherung sind die Ermittlungsbehördenpraktisch blind, wenn die Kommunikation der Täter und die Straftatbegehung überwiegend oder ausschließlich über das Netz und mit mobilen Kommunikationsmitteln stattgefunden hat“, sagte Pistorius. Mehrere Mordfälle vergangener Jahre in Deutschland hätten durch Verbindungsdaten überhaupt erst oder wesentlich schneller gelöst werden können. „Es ist absurd, daß wir das nicht können, obwohl die technischen Möglichkeiten gegeben sind.“ (lp)