Den kürzlich verstorbenen Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung treibt im Buch die Frage um, ob der Mensch sich in ein soziales Monster verwandelt hat, das aus Egoismus, Mißtrauen und Angst zusammengesetzt ist und gar nicht anders kann, als im anderen immer das schlechteste zu vermuten.
Ob der Frage reibt sich der Rezensent verwundert die Augen. Hatte sich dieser Großfeuilletonist, diese Edelfeder der bundesrepublikanischen Gesellschaft schon so weit von der Realität entfernt, daß er die Grundeigenschaften des Menschen nicht mehr kannte? Vielmehr macht er für die von ihm „entdeckte“ menschliche Natur die Ökonomisierung aller Lebensbereiche verantwortlich. Sicher, das Thema ist ein paar Überlegungen wert, rechtfertigt aber nicht die Länge dieses Werkes. Es bleibt daher nicht aus, daß Schirrmacher sich über alle Kapitel hinweg ständig wiederholt. Das ermüdet. Auch die Tatsache, daß Textaufbau und Satzbau Regeln zu folgen scheinen, die nur wenig mit gutem deutschen Stil und Ausdruck zu tun haben, erleichtert die Lektüre nicht gerade. Es führt in die Irre, im Egoismus des Menschen allein die Ursache allen Übels zu sehen. Der Wunsch, für sich – und indirekt auch für andere – das Beste herauszuholen, hat zu für die ganze Menschheit nützlichen Erfindungen geführt. Das Streben nach Glück und Reichtum eines jeden einzelnen hilft gleichzeitig anderen, ebenfalls ein auskömmliches Leben zu finden. Stimmt es denn nicht mehr, daß die Ermöglichung des Wirtschaftens zum eigenen Nutzen erst zur Marktwirtschaft geführt hat, von der wir – in abgewandelter, den kalten Egoismus einschränkender Form – auch heute noch ganz gut leben? Auch wenn wir als „homo oeconomicus“ agierten, wäre das nur eine Facette unserer komplexen menschlichen Existenz. Abschließendes Fazit: Das Thema hätte gut und gerne in einem Halbseiter in der FAZ voll umfänglich behandelt werden können. (wp)
Frank Schirrmacher. Ego: Das Spiel des Lebens. 352 S., geb., € 19,99. München: Blessing Verlag, 2014.
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