Heute ist jeder Krieg ein Medienereignis. Pressekonzerne, Privatleute aber auch Regierungsbehörden versuchen alles, um uns ihren Blick auf den Konflikt schmackhaft zu machen.
Dabei sind die Berichte nie wertfrei, sondern haben eine politische Zielrichtung und stehen im Dienste der Konfliktparteien. Dies nahm seinen Anfang im Ersten Weltkrieg, der nie nur eine militärische Auseinandersetzung gewesen ist, sondern auch ein Kampf der Ideologien. Weltbilder prallten unversöhnlich aufeinander, die „westlichen Demokratien“ zogen gegen die „mitteleuropäischen Kulturträger“ in den Kampf. Der Autor gibt einen Überblick über den Gebrauch der „Waffe, die nicht tötet“. Eine kurze Einleitung schildert die Propaganda in Kriegszeiten von der Antike über das Mittelalter bis zu Napoleon I., der bereits mit Hilfe eines eigenen Pressebüros und der Zensur nur seine Sicht der Dinge der Öffentlichkeit mitteilen ließ. Danach geht Bremm auf die Jahre 1914 bis 1918 ein, beginnend mit dem Selbstverständnis der Kriegsgegner (deutsche „Kulturmission“ gegen britischen „Händlergeist“) und der alliierten Greuelpropaganda über erdachte deutsche Untaten in Belgien. Damit sollte nicht nur die Kampfmoral der eigenen Seite gestärkt, sondern Eindruck auch im Ausland gemacht werden. Ein wichtiges Kapitel ist dabei der Informationskampf um die neutralen USA. Aber nicht nur außenpolitisch, auch nach innen sollte die Propaganda einheitsstiftend wirken (deutscher „Burgfrieden“ und französische „Union Sacrée“). Die Gegner der Mittelmächte erwiesen sich als die geschickteren Propagandisten. Sie waren so erfolgreich, daß nach Kriegsende kaum jemand bereit war, von einmal liebgewonnenen Lügen über die „deutschen Barbaren“ und den „blutrünstigen Kaiser“ Abstand zu nehmen. Der Verlierer war durch die Kriegspropaganda der Sieger zum Verbrecher gemacht worden, mit dem ein Friedensschluß auf Augenhöhe unmöglich wurde. (wp)
Klaus-Jürgen Bremm. Propaganda im Ersten Weltkrieg. 188 S., geb., € 24,95. Darmstadt: Theiss Verlag, 2013.
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