Mossul. Die islamistische Gruppierung „Islamischer Staat im Irak und Syrien“ (ISIS) hat im Norden des Irak offenbar die gesamte Provinz Ninive unter ihre Kontrolle gebracht.
Nach tagelangen Kämpfen erklärte der irakische Parlamentspräsident Osama al-Nujaifi am Dienstag nach Angaben der Nachrichtenagentur APA, die gesamte nördliche Provinz inklusive deren Hauptstadt Mossul sei in den Händen der ISIS-Truppen. Irakischen Medienberichten befreiten die Kämpfer weit über 1.000 Häftlinge aus den Gefängnissen der Region. Tausende Zivilisten befinden sich auf der Flucht aus den von den Islamisten kontrollierten Gebieten. Insgesamt sollen rund 3.000 ISIS-Kämpfer in der Provinz aktiv sein. Nach Angaben von al-Nujaifi drohe nun auch der benachparten Provinz Salah ad-Din ein Einfall der Islamisten. Bislang war ISIS vorrangig in der westirakischen Provinz al-Anbar aktiv, die an der Grenze zu Syrien liegt. Dort stehen weite Teile unter ihrer Kontrolle.
Ausgehend vom irakisch-syrischen Grenzgebiet eroberten ISIS-Kämpfer im 2011 ausgebrochenen Syrien-Konflikt auch zahlreiche Gebiete im Westen und Norden Syriens. In den von ihnen kontrollierten Regionen wird die Scharia angewandt, immer wieder verüben sie blutige Anschläge. Auch zahlreiche Hinrichtungen von Nicht-Sunniten, Soldaten der Armee unter der Regierung von Präsident Bashar al-Assad und sogar Angehörigen verfeindeter islamistischer Gruppierungen sind dokumentiert. Ihre Kämpfer rekrutiert ISIS dabei mitnichten ausschließlich im Irak und Syrien, sondern international. So gehört ihr auch ein großer Teil der derzeit rund 320 Islamisten an, die von Deutschland aus nach Syrien gereist sind. (lp)