Köln. Der Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meißner, hat mit einer Aussage vor Angehörigen des „Neokatechumenalen Weges“, einer katholischen Bewegung, für Empörung bei Muslimen und Parteienvertretern gesorgt.
Meisner hatte katholische Familien, die der Bewegung angehören, für ihre Glaubenskraft und ihren Kinderreichtum gelobt und gesagt: „Eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien.“ Bekir Alboga von der Türkisch-Islamischen Union (Ditib) sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, er sei sprachlos. „Man stelle sich vor, ein muslimischer Würdenträger in vergleichbarer Position würde diesen Satz formulieren – ein Empörungsschrei ginge durch die Gesellschaft.“ Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Aydan Özoguz (SPD), sprach von der „persönlichen Meinung eines katholischen Würdenträgers“, die sie nicht kommentiere, „auch wenn ich sie nicht verstehe“. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime (ZMD), Aiman Mazyek, warf Meisner die Verbreitung von Ressentiments und islamfeindlichen Stimmungen vor, „die wir so von der katholischen Kirche und besonders vom neuen Papst nicht kennen.“ Die stellvertretende Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, Sylvia Löhrmann (Grüne), erklärte: „Eine abgestufte Wertigkeit von Familien und damit von Kindern je nach Herkunft oder Religionszugehörigkeit verstößt nicht nur gegen unsere Verfassung, sie ist auch alles andere als christlich.“