Brüssel/Athen. Das ist schon heftig: Der scheidende Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker möchte Griechenland kurzerhand „verscherbeln“. Er schlägt eine Abwicklung à la DDR vor.
Man erinnert sich: Die Bundesrepublik Deutschland war seinerzeit der DDR wirtschaftlich haushoch überlegen. Die eigens geschaffene „Anstalt zu treuhänderischen Verwaltung des Volkseigentums“ – kurz Treuhandanstalt – sollte Betriebe nach marktwirtschaftlichen Regeln umstrukturieren und privatisieren. Die Folge war eine gigantische Verschleuderung der DDR-Volkswirtschaft, wobei nicht nur unrentable und marode Betriebe plattgemacht wurden, sondern auch funktionierende Zweige des Industriestaates DDR wie etwa die Chemieindustrie.
Und: Um das Tafelsilber der einstmals sozialistischen Wirtschaft bildete sich ein Sumpf aus Korruption: Die deutsche Wiedervereinigung brachte nicht nur Freiheit und Demokratie, sondern auch 4.000 Strafverfahren wegen Delikten aus dem Bereich der Wirtschaftskriminalität mit sich. Einige Verfahren sind noch immer anhängig.
Dieses „Erfolgsmodell“ soll jetzt auf Griechenland umgelegt werden: „Sie brauchen für die anstehende Privatisierungswelle zum Beispiel eine Lösung nach dem Vorbild der deutschen Treuhandanstalt“, erklärte Juncker. Die Staaten der Eurozone würden Experten entsenden, die der Wirtschaft des Pleitestaates wieder auf die Beine helfen sollen. Aber: „Die Souveränität der Griechen wird massiv eingeschränkt“, tönte Juncker.
So kann man es auch ausdrücken. Die DDR gibt es heute nicht mehr – ein Vorbild?
Dieser Artikel erschien zuerst in „Der Schlesier“.