Foto: Wikimedia/Serge Melki, CC BY 2.0
Berlin. Romani Rose gab sich ungnädig: Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma übte sich wieder einmal als gesellschaftliche Instanz und wartete mit harscher Kritik an der Berichterstattung über ein bei einer griechischen Roma-Familie gefundenes Mädchen auf.
Rose gab sich entsetzt: „Weltweit werden verschwundene Kinder nun bei Roma vermutet.“ Dies mache alle Sinti und Roma zu „potentiellen Kindesräubern“. Der Zentralrats-Chef zeigte sich empört darüber, daß „niemand in der Politik der Hetze Einhalt geboten hat.“ Die Bundesregierung müsse künftig stärker gegen Zigeunerfeindlichkeit vorgehen. „Der neu konstituierte Bundestag muß eine Expertenkommission einsetzen, die Antiziganismus dokumentiert und mißt.“
Unterstützung erhielt Rose vom Historiker Wolfgang Benz, der vor allem die Berichte über Zigeuner-Siedlungen in Südosteuropa monierte. „Da wird dann aus Herrenmenschen-Perspektive in aufgesetzt einfühlsamen Reportagen dem Zuschauer das Grauen gelehrt.“ Benz warnte, während die Deutschen aus dem Schicksal der Juden gelernt hätten, sei „die historische Lehre des Völkermords an Sinti und Roma offensichtlich noch nicht überall durchgedrungen“.
Hintergrund ist der Fall um ein im Oktober in Griechenland gefundenes blondes Mädchen in einem Zigeunerlager. Nachdem die Polizei anfänglich von einer Kindesentführung ausgegangen war, stellte sich später heraus, daß die vierjährige Maria offenbar von einer anderen Roma-Familie aus Bulgarien verkauft worden war. Die neue Familie nutzte das Kind offenbar, um sich beim griechischen Staat Kindergeld zu erschleichen. Sie erhielt jährlich 14.000 Euro für ihre angeblich 14 bei den Behörden gemeldeten Kinder. Insgesamt wohnten jedoch nur drei bei ihnen. Auch darüber hatten bundesdeutsche Medien – zum Ärger des Zentralrats-Chefs – bisweilen berichtet.
Dieser Artikel erschien zuerst in „Der Schlesier“.