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Paris. Während einer von der französischen Tageszeitung „Le Parisien“ durchgeführten Fragestunde für Leser gab Frankreichs Industrieminister Arnaud Montebourg seine Vorstellungen über die Zukunft des Euros kund.
Die zahlreichen Maßnahmen zur Euro-Rettung wirkten sich auf die Länder der Gemeinschaftwährung auf verschiedene Weise aus, argumentierte Montebourg dabei – und hatte speziell die Situation in Deutschland vor Augen. Die „Finanz- und Staatsschuldenkrise“ habe reiche Griechen und Spanier nach Deutschland gelockt, wo sie durch ihre Investitionen, mit denen sie ihr Geld vor den Banken retten wollen, die Preise von Wohnimmobilien in die Höhe treiben.
Die im Euroraum zusammengepferchten unterschiedlichen Volkswirtschaften benötigten eigentlich alle ein unterschiedliches Management, was aber bei einer Gemeinschaftswährung unmöglich ist. In Zeiten vor der Währungsunion, als die einzelnen Länder noch ihre Währungshoheit hatten, war dies kein Problem. Die südlichen Länder werteten ihre Währungen entsprechend ihrer wirtschaftlichen Situation ab, die nördlichen Länder gegebenenfalls auf.
Nachdem sich Mitterands Traum von Paris als heimlicher Hauptstadt Europas nach der Einführung des Euro und von der wirtschaftlichen „Entmachtung“ Deutschlands nicht erfüllte, verfechten Deutschland und Frankreich unterschiedliche Interessen in der Währungspolitik. Frankreichs Industrieminister Montebourg vertrat in der Leserfragestunde deutlich die Interessen seines Landes. Montebourg gilt als „Wirtschaftspatriot“ und Propagandist des „le made in France“.
Auf die Frage, welche Möglichkeiten er zur Lösung der Wirtschaftsprobleme seines Landes sähe, antwortete er: „Wir fordern, daß die Europäische Zentralbank das macht, was alle anderen Regierungen tun: Die Zinssätze gemäß unseren Interessen anzupassen. Der Euro ist zu teuer, zu stark und ein klein wenig zu deutsch. Er sollte etwas italienischer, französischer, im Grunde europäischer sein.“
Montebourg verspricht sich von einer Abwertung des Euro um 10 Prozent gegenüber dem US-Dollar die Schaffung von 150.000 Arbeitsplätzen, eine Steigerung des Volksvermögens um 1,2 Prozent und eine Reduktion des Defizits um 12 Milliarden Euro. Noch lieber wäre dem französischen Industrieminister eine Abwertung des Euro um gleich 20 Prozent, denn dies würde seines Erachtens in seinem Land 300.000 Arbeitsplätze schaffen, das Haushaltsdefizit um ein Drittel senken und das Außenhandelsdefizit komplett eliminieren.
Durch die Garantie des EZB-Präsidenten Mario Draghi, den Euro zu retten, was immer es auch koste, werden durch die Niedrigstzinspolitik die Sparer zunehmend enteignet. Die Spannungen zwischen den Süd- und den Nordländern werden sich verstärken. Es steht zu hoffen, daß sie die ökonomische Mißgeburt namens Euro zerreißen werden, bevor in sozialistischer Einigkeit alle Länder der Gemeinschaftswährung wirtschaftlich zugrunde gegangen sind.
Dieser Artikel erschien zuerst in „Der Schlesier“.