München. Das Münchner Oktoberfest ist das weltweit meistbesuchte Freizeit-Spektakel. Die Gäste aus aller Welt schätzen die Illusion von Tradition und Bodenständigkeit, die ihnen auf der Münchner Theresienwiese alljährlich vorgegaukelt wird. Doch mit dem Start des 192. Oktoberfests am 20. September hält ein stiller, aber folgenreicher Wandel Einzug auf der Wies´n: die „Münchner Stubn“ wird als erstes großes Bierzelt komplett auf Bargeld verzichten.
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Die Betreiber Kathrin Wickenhäuser-Egger und Alexander Egger akzeptieren künftig nur noch Girokarten, Kreditkarten sowie Apple Pay und Google Pay. „Es ist einfach zeitgemäß“, erklären die Wirte. „Die meisten Kunden haben eh kein Bargeld dabei. Vor allem internationale Gäste aus Asien oder den USA haben kaum noch Euro in der Tasche.“
Tatsächlich bietet die bargeldlose Zahlung offensichtliche Vorteile – kein langes Suchen nach Scheinen im Geldbeutel, schnellere Abläufe an den Theken und mehr Sicherheit gegen Diebstahl. Kritiker wie der Finanzexperte Marc Friedrich warnen aber vor den Folgen. Die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs eröffne „vielfältige Möglichkeiten der Überwachung und Kontrolle der Bürger“ – bis hin zu einem Sozialkreditsystem nach chinesischem Vorbild.
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Besonders brisant erscheint die umstrittene Neuerung auf der Wies´n vor dem Hintergrund der geplanten Einführung eines digitalen Euro durch die EZB. Ohne Bargeld als anonyme Alternative drohen die Bürger ein wichtiges Stück finanzieller Freiheit zu verlieren. Zudem droht der Ausschluß ganzer Bevölkerungsgruppen: ältere Menschen, die mit digitalen Bezahlmethoden nicht vertraut sind, oder sozial Schwächere ohne Zugang zu modernen Zahlungssystemen drohen künftig nicht nur auf dem Münchner Oktoberfest vor verschlossenen Türen zu stehen.
Weitere Wies´n-Wirte werden dem Beispiel der „Münchner Stubn“ sicher bald folgen. Das Oktoberfest, seit jeher ein Symbol bayerischer Lebensart, wird damit unversehens zum Einfallstor einer umstrittenen technologischen Entwicklung, die viele Bürger noch nicht einmal auf dem Radarschirm haben. (rk)
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Einen Laden, der das Bargeld abschafft, betrete ich grundsätzlich nicht mehr. Und ob irgendjemand das als „zeitgemäß“ betrachtet, ist schließlich nicht mein Problem.