Bundeswehr vor Beschaffungsoffensive: Aber wer soll so viele Panzer bauen?

11. Juli 2025
Bundeswehr vor Beschaffungsoffensive: Aber wer soll so viele Panzer bauen?
National
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Foto: Symbolbild

Berlin. Die Merz-Regierung macht ernst: sie will die größte Panzer-Beschaffung in der Geschichte der Bundeswehr in die Wege leiten. Das Volumen des geplanten Mega-Deals beläuft sich auf 25 Milliarden Euro und umfaßt bis zu 1000 neue „Leopard-2“-Kampfpanzer sowie 2500 GTK-„Boxer“-Radpanzer.

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Schon die Finanzierung des gigantischen Beschaffungsprojekts ist bekanntlich umstritten. Die Bundesregierung hat dafür die größte Neuverschuldung in der Geschichte der Bundesrepublik riskiert. Aber das ist noch längst nicht alles. Jetzt geraten die Produktionskapazitäten der deutschen Panzerbauer in den Fokus. Denn KNDS Deutschland (ehemals Krauss-Maffei Wegmann) in München und Rheinmetall in Düsseldorf, die die riesige Panzerflotte produzieren sollen, stehen vor einer kaum lösbaren Herkulesaufgabe.

Die Dimension der Anforderungen wird deutlich, wenn man die aktuellen Bestände der Bundeswehr betrachtet: gerade einmal 310 „Leopard-2“-Panzer verschiedener Versionen und etwa 400 ältere „Boxer“-Radpanzer stehen dem Heer derzeit zur Verfügung. Die NATO hat Deutschland indes aufgefordert, bis 2030 sieben neue Kampfbrigaden mit über 600 zusätzlichen „Leopard-2“-Panzern und 1000 Schützenpanzern aufzustellen – ein Unterfangen, das die bestehenden Fertigungskapazitäten bei weitem übersteigt.

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Die Realität ist ernüchternd: KNDS-Geschäftsführer Ralf Ketzel machte in der ARD-Dokumentation „NATO – wer wird Europa schützen?“ deutlich, daß zwischen Auftragserteilung und Auslieferung eines einzelnen Kampfpanzers etwa zwei Jahre vergehen. Die Münchner Produktionsstätte in Allach kann pro Jahr lediglich 40 bis 50 Panzer fertigen – eine Zahl, die angesichts der geplanten Großaufträge geradezu lächerlich wirkt.

Zwar versucht die Industrie, ihre Kapazitäten auszubauen: das neuerworbene Werk in Görlitz – wo vorher Zuggarnituren gefertigt wurden ­– soll ab 2026 die Produktion von „Leopard-2“-Panzern für die Bundeswehr übernehmen. Parallel dazu plant Rheinmetall in Flensburg-Handewitt eine neue Fertigungs- und Instandhaltungsanlage. Doch konkrete Angaben zu den möglichen Produktionssteigerungen gibt es nicht – und sie werden kaum hinreichend sein.

Schon die bereits bestellten 123 neuen „Leopard-2A8“-Panzer für die „Brigade Litauen“ und 123 „Boxer“-Radpanzer stellen die Industrie vor erhebliche Herausforderungen. Die „Boxer“ werden teilweise sogar im australischen Werk von Rheinmetall gefertigt und dann von Deutschland angekauft. Die Produktion allein in deutschen Fertigungsstätten scheint leider völlig ausgeschlossen.

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Auch die zeitliche Dimension birgt scheinbar unlösbare Probleme. Selbst bei optimistischen Annahmen würde die Produktion der geplanten 1000 „Leopard-2“-Panzer bei den aktuellen Kapazitäten rund 20 Jahre dauern. Auch die im Rahmen der Neuverschuldung von der Bundesregierung zur Verfügung gestellten bis zu 649 Milliarden Euro bis 2029 werden die physikalischen Grenzen der Panzer-Massenproduktion nicht außer Kraft setzen können.

Fachleute verweisen auf weitere Engpässe: der Mangel an qualifizierten Fachkräften in der Rüstungsindustrie, Lieferkettenprobleme bei kritischen Rohstoffen und die komplexe Zuliefererstruktur könnten den ambitionierten Zeitplan zusätzlich gefährden. Erst kürzlich wiesen Experten darauf hin, daß die grünen „Klimaziele“ den ehrgeizigen Rüstungsvorhaben der Merz-Regierung im Weg stehen: Energiewende und gleichzeitig Aufrüstung geht nicht. Aber auch im Ausland stehen nur bescheidene Produktionskapzitäten zur Verfügung. Deutschland konkurriert mit anderen NATO-Staaten wie Ungarn und Norwegen um die begrenzten Produktionskapazitäten.

Die geplante Aufrüstung könnte damit zum Streßtest für die deutsche Rüstungsindustrie werden. Derzeit spricht nicht viel dafür, daß sie ihn besteht. (he)

Bildquelle: Bundeswehr/Michel Baldus

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Ein Kommentar

  1. Bernd Sydow sagt:

    Die 1000 neuen „Leopard-2“-Kampfpanzer sowie die 2500 GTK-„Boxer“-Radpanzer stellen die Merz-Regierung hinsichtlich Herstellungsdauer und Finanzierung (bisher größte Neuverschuldung) vor schier unlösbare Probleme! Diese Probleme würden sich freilich auflösen wie Zucker im Kaffee, wenn die deutschen Entscheidungsträger endlich Vernunft annehmen würden und zu Putin und zum Kreml normale diplomatische Beziehungen herstellten.

    Denn daß Putin nach dem Ende des Ukraine-Krieges NATO-Europa „einfach so“ angreifen würde, ist ein Ammenmärchen des Westens wie es im Buche steht! Weshalb sollte Putin so etwas tun? Das wäre doch Schwachsinn!

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