Plötzlich kritische Töne zu NATO und Ukrainekrieg: Ein Kurswechsel bei der NZZ?

21. Mai 2025
Plötzlich kritische Töne zu NATO und Ukrainekrieg: Ein Kurswechsel bei der NZZ?
International
1
Foto: Symbolbild

Zürich. Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) gilt seit jeher als das intellektuelle Flaggschiff der Schweizer Medienlandschaft. Ihr Credo war stets klar: marktwirtschaftlich, bürgerlich-konservativ und transatlantisch.

Abonniere jetzt:
>> Die starke Stimme für deutsche Interessen <<

Umso bemerkenswerter ist nun ein Kurswechsel, der sich in der Berichterstattung der NZZ abzeichnet. Am 6. Mai gewährte das Blatt dem „umstrittenen“ US-Politologen John Mearsheimer ein doppelseitiges Interview mit dem provokanten Titel: „John Mearsheimer: ´Ich hätte dasselbe getan wie Putin. Ich hätte die Ukraine sogar noch früher überfallen.´“ Darin legte der Chicagoer Professor seine umfassende Kritik an der westlichen Ukraine-Politik dar und machte die NATO-Osterweiterung als wesentliche Kriegsursache aus. „Die Schuld am Krieg in der Ukraine liege beim Westen“, so Mearsheimers Kernthese, die die NZZ ihren Lesern ohne die sonst übliche distanzierende Einordnung präsentierte.

Das Mearsheimer-Interview war kein „Ausrutscher“. Nur wenige Tage später plazierte Chefredaktor Eric Gujer einen Leitartikel unter dem Titel „Die NATO in der Defensive“ prominent auf der Titelseite. Darin konstatierte er, Rußland sei wieder eine Großmacht, Putin habe Fakten geschaffen und sei nicht zu bezwingen. Gujer argumentierte, der Westen stehe vor einer strategischen Weichenstellung: entweder müsse er Rußland mit allen Mitteln eindämmen oder eine Verständigung mit Moskau suchen. Bemerkenswert ist dabei seine Feststellung, Putin habe mit dem Krieg bereits eines seiner Hauptziele erreicht – die Wiederherstellung Rußlands als globaler Machtfaktor und die Blockade einer weiteren NATO-Osterweiterung.

Abonniere jetzt:
>> Die starke Stimme für deutsche Interessen <<

„Eine dauerhafte Sicherheitsordnung in Europa ist nur möglich, wenn auch Rußlands Interessen berücksichtigt werden“, schrieb Gujer und räumte dabei ein, daß dies „einen hohen politischen Preis hat und über die Köpfe der Ukrainer hinweg geschehen“ müsse. Damit finden Positionen, die bisher nur von Außenseitern wie dem Schweizer Sicherheitsexperten Jacques Baud oder dem „Verschwörungstheoretiker“ Daniele Ganser vertreten wurden, nun überraschend Eingang in das Schweizer Leitmedium.

In derselben Ausgabe kritisierte der Brüsseler NZZ-Korrespondent Antonio Fumagalli auch die Pläne für ein Sondertribunal gegen die russische Führung. Zwar berichtete er sachlich über das Treffen von über dreißig westlichen Staaten in der Ukraine, die diese Initiative unterstützen. Doch fügte er kritisch hinzu, daß „diese Personen aufgrund ihrer völkerrechtlichen Immunität während ihrer Amtszeit juristisch nicht belangt werden“ könnten. Fumagalli verwies auf warnende Stimmen von Völkerrechtlern, die in dem Tribunal gar eine Schwächung der internationalen Strafjustiz sehen.

Abonniere jetzt:
>> Die starke Stimme für deutsche Interessen <<

Den Abschluß der bemerkenswerten Ausgabe bildete ein ganzseitiges Interview mit Ungarns Außenminister Péter Szijjártó, in dem dieser ungewöhnlich offen seine Position darlegen konnte – ohne die sonst in westlichen Medien übliche polemische Zuspitzung. Szijjártó, der als amtsältester EU-Außenminister vorgestellt wurde, erklärte: „Nur die USA können den Krieg in der Ukraine beenden“, und setzte dabei ausdrücklich auf Donald Trump. Den europäischen Politikern warf er vor, „kein echtes Interesse an einem Kriegsende zu haben“ und den Konflikt durch Waffenlieferungen bewußt zu verlängern. Ein NATO-Beitritt der Ukraine sei für ihn undenkbar, da dies den Westen einem unkalkulierbaren Risiko aussetze.

Abzuwarten bleibt nun, ob der neue Zungenschlag der NZZ nur eine vorübergehende Öffnung des Meinungskorridors oder Ausdruck einer nachhaltigen Neuorientierung ist. Journalistische Meriten hat sich das Züricher Traditionsblatt aber schon jetzt erworben. (mü)

Pixabay/gemeinfrei

Fordern Sie hier ein kostenloses Leseexemplar des Deutschen Nachrichtenmagazins ZUERST! an oder abonnieren Sie hier noch heute die Stimme für deutsche Interessen!

Folgen Sie ZUERST! auch auf Telegram: https://t.me/s/deutschesnachrichtenmagazin

Ein
Kommentar

  1. Bernd Sydow sagt:

    Die Schweiz ist neutral und wird es hoffentlich auch bleiben! Ihre Neutralität, trotzdem aber Wehrhaftigkeit, gründete sich auf dem Rütli-Schwur der Eidgenossen „Keine Einmischung in fremde Händel“(Streitigkeiten). Und ihre Wehrhaftigkeit geht auch aus der Inschrift einer alten Schweizer Silbermünze hervor „Das Schwert zur Hand, im Herzen Gott, so wird der Schweizer nie zum Spott“.
    Vom stolzen Geist der Eidgenossen durchdrungen ist auch die Neue Zürcher Zeitung (NZZ), die sich im Gegensatz zu manchen sogenannten „Qualitätszeitungen“ des deutschen Mainstreams durch ein hohes journalistisches Niveau auszeichnet.

    So finden die NZZ-Beiträge mit dem Interview mit dem US-Politologen John Mearsheimer und mit dem Leitartikel vom Chefredakteur Eric Gujer durchaus meine volle Zustimmung, allerdings mit einer Ausnahme: Beim Wort „überfallen“ hat sich Mearsheimer ganz offensichtlich vertan! Denn der Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine war nämlich kein Überfall, wie von den westlichen Medien gehässigerweise behauptet, sondern ein Präventivangriff, um die Ukraine von einem eventuellen NATO-Beitritt abzuhalten. Putins „Angriff“ diente somit im Grunde der Selbstverteidigung!

    Das ganzseitige Interview mit Ungarns Außenminister Peter Szijjarto am Schluß dieser bemerkenswerten Ausgabe ist für mich nun ein eindeutiges Zeichen dafür, daß die Neuorientierung dieser wunderbaren Zeitung endgültig ist!

Schreibe einen Kommentar

Die maximale Zeichenanzahl bei Kommentaren ist auf 2000 begrenzt.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert