Berlin. Die deutsche Industrie steht vor einem Dilemma: während die Dekarbonisierung nach wie vor als – von der Politik vorgegebenes – strategisches Top-Thema gilt, zwingt die angespannte Wirtschaftslage viele Unternehmen zum Sparen – auch bei Klimaschutzmaßnahmen. Eine aktuelle Studie der Beraterfirma EY, die zum Ernst&Young-Firmennetzwerk gehört und 206 Unternehmen befragte, zeigt diesen Zwiespalt deutlich. Zwar planen noch 60 Prozent der Firmen, ihre Investitionen in Klimaneutralität zu steigern – bisher lagen diese bei durchschnittlich 2,2 Prozent des Jahresumsatzes. Doch bei mehr als der Hälfte der Betriebe fallen die Ausgaben geringer aus als geplant, und 17 Prozent haben ihre Projekte sogar ganz auf Eis gelegt.
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„Die aktuelle Konjunkturschwäche führt zu einem rigorosen Sparkurs, der auch Nachhaltigkeitsinitiativen trifft“, erklärt Simon Fahrenholz, Nachhaltigkeitsexperte bei EY. Besonders betroffen sind langfristige Großprojekte wie die Umstellung auf Wasserstofftechnologie oder CO₂-Abscheidung (CCS). Stattdessen setzen Unternehmen vor allem auf kurzfristig wirksame Maßnahmen. So gaben 90 Prozent der befragten Firmen EY gegenüber an, auf LED-Beleuchtung umzustellen. 73 Prozent nutzen Wärmerückgewinnungssysteme, und 70 Prozent setzen auf energieeffizientere Produktionstechnologien.
Doch diese „Low-Hanging Fruits“ reichten nicht aus, um die großen Klimaziele der deutschen Politik zu erreichen (die sich trotz des Regierungswechsels nicht geändert haben!). Ein zentrales Hindernis ist dabei nicht zuletzt die Bürokratie: 85 Prozent der Unternehmen klagen über komplexe Genehmigungsverfahren. „Wer eine Photovoltaikanlage bauen will, braucht oft Jahre für Gutachten und Behördengänge“, berichtet Fahrenholz.
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Hinzu kommt die unsichere politische Lage. „Regulatorische Vorgaben ändern sich ständig – das schreckt vor langfristigen Investitionen ab“, kritisiert Frank Liebold, Deutschlandchef des Kreditversicherers Atradius. Seine Studie mit Trendone bestätigt, was längst bekannt ist: daß viele deutsche Unternehmen längst auf dem Absprung ins Ausland sind. Deutschland verliere als Standort für grüne Technologien an Attraktivität. Jedes neunte Unternehmen denkt über Verlagerungen ins kostengünstigere Ausland nach.
„Wir brauchen dringend Planungssicherheit und entbürokratisierte Verfahren“, fordert Liebold. Ohne solche Rahmenbedingungen drohe die Energiewende zur „verpaßten Wirtschaftsrevolution“ zu werden – mit fatalen Folgen nicht zuletzt für die deutsche Wettbewerbsfähigkeit. Die Politik stehe in der Pflicht, schnell gegenzusteuern. (rk)
Bild: Pixabay/Gemeinfrei
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