Tel Aviv/Teheran. Fast vier Wochen nach dem massiven iranischen Raketenangriff auf Israel Anfang Oktober hat Israel nun in der Nacht auf Samstag zurückgeschlagen. Rund 100 israelische Kampfflugzeuge sollen etwa 20 Ziele an mehreren Orten des Landes angegriffen haben. Der israelische Sender „Kan“ berichtete von drei Angriffswellen. Explosionen gab es laut iranischen Medien in Teheran sowie im nahegelegenen Karadsch und in Maschhad im Osten des Landes. Der Iran meldete zwei tote Soldaten.
Der Luftschlag war eine Reaktion auf den iranischen Angriff am 1. Oktober und als solcher auch angekündigt worden. Die israelische Führung scheint sich für einen eher begrenzten Vergeltungsschlag entschieden zu haben. Unter den Zielen waren nach allem, was bisher bekannt ist, weder Einrichtungen des iranischen Atomprogramms noch Infrastruktur der iranischen Ölindustrie.
In Medienberichten ist auch von einem Leck bei amerikanischen Geheimdiensten die Rede, das die israelischen Angriffsabsichten öffentlich machte. „Noch ist unklar, ob das Leck auf externe Hacker zurückgeht oder die Unterlagen absichtlich von einem Insider veröffentlicht wurden“, schreibt die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) dazu.
So oder so könnte die von vielen Beobachtern befürchtete große Eskalation aber vorerst ausbleiben. So hatte Israel den Iran offenbar am Freitag bereits vorgewarnt, berichtet die US-Nachrichtenseite „Axios“ unter Berufung auf drei Quellen. Über mehrere Kanäle soll Teheran demnach unter anderem unterrichtet worden sein, „was Israel allgemein angreifen wird und was nicht“.
Aus Washington hieß es, die USA sehen die „präzise und umfassende“ Operation als „Ende des gegenseitigen Beschusses zwischen Israel und dem Iran“. Die iranischen Revolutionsgarden hatten ihrerseits vergangene Woche durchblicken lassen, daß sie einen „begrenzten“ israelischen Angriff ohne Opfer unbeantwortet lassen könnten. Am Samstagmorgen berichtete der Sender „Sky-News Arabia“, der Iran habe Israel über einen Vermittler informiert, daß er nicht zurückschlagen werde.
Medien wie die NZZ schreiben über den jüngsten israelischen Militärschlag nun von „mehr Symbolik als Eskalation“. Aber ein Ausstieg aus der Eskalationsspirale ist das noch nicht. Die Lage bleibt explosiv und brandgefährlich. (mü)
Der iranische Nachtangriff auf Israel mit ca. 200 Raketen am 1.Oktober verursachte wegen des israelischen hocheffizienten Raketenabwehrsystems nur relativ geringe Schäden. Die iranische Führung deklarierte diesen Raketenangriff als „Strafe“ für den massiven Angriff der israelischen Streitkräfte auf die schiitische Hisbollah, deren „Schutzmacht“ der Iran ist. Damit war für den Iran die Sache erst einmal „abgeschlossen“.
Netanjahu und seiner Regierung empfahl ich auf diesem ZUERST!-Forum, auf einen massiven Vergeltungsschlag gegen den Iran zu verzichten. Ich ging davon aus, daß solch ein Vergeltungsschlag sich gegen die iranischen Atomanlagen und dessen Öl-Infrastruktur richten würde, was nach meiner Bewertung eine weitere deutliche Eskalation zur Folge hätte. Aber glücklicherweise setzten sich beim israelischen Militär die weisen und besonnenen Stimmen durch; sein Vergeltungsschlag war relativ moderat, und der Zeitpunkt war der iranischen Führung über Geheimdienstkanäle vorher bekanntgegeben worden. Der Iran hatte im Falle „geringer Schäden“ seinerseits auf einen Gegenschlag verzichtet.
Wer nun aber glaubt, die Gefahr eines umfangreichen Krieges in Nahost – abgesehen von den Angriffen der israelischen Luftwaffe auf die Stellungen der Hisbollah – sei gebannt, der irrt. Die Feindschaft zwischen dem Iran und Israel bleibt weiterhin bestehen!