US-Wissenschaftler: „Die liberalen Demokratien befinden sich weltweit in der Defensive“

21. April 2024
US-Wissenschaftler: „Die liberalen Demokratien befinden sich weltweit in der Defensive“
International
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Foto: Symbolbild

New York. Eine unter Soziologen weitverbreitete Theorie geht davon aus, daß bei steigendem Wohlstand einer Gesellschaft „liberale“ Wertvorstellungen wie Toleranz und „Offenheit“ zunähmen. Doch US-Studien könnten eines besseren belehren – der Siegeszug westlicher Werte durch Wohlstand ist womöglich kaum mehr als ein Märchen.

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Darauf deuten, wie das US-Fachmagazin „Nature Communications“ berichtet, die Ergebnisse jahrelanger Umfragen unter rund 400.000 Menschen in 76 Ländern hin. Demnach seien sich die Länder in den letzten 40 Jahren zwar im Zuge von Globalisierung, Massenmedien und der Verbreitung von Technologien in vielen Aspekten ähnlicher geworden. Kulturelle Werte zählten aber nicht zwangsläufig dazu – gerade die Wertvorstellungen für Toleranz und Offenheit hätten sich auf verschiedenen Kontinenten zum Teil deutlich auseinanderentwickelt. Innerhalb von Kontinenten ähnelten sie sich aber an.

Eine gängige Theorie besagt den Forschenden zufolge, daß mit zunehmender Modernisierung und ökonomischem Wohlstand weltweit verstärkt liberale, individualistische Werte, die persönliche Rechte und Freiheiten betonen, übernommen werden. Doch das stimmt offenbar nicht.

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Das Forscherduo Joshua Conrad Jackson und Danila Medvedev von der Universität Chicago hatte Daten des World Values Survey zwischen 1981 und 2022 ausgewertet. Demnach gibt es zum Beispiel große Differenzen bei der Beurteilung, wie wichtig es ist, Kinder religiöse Überzeugungen zu lehren und sie zum Gehorsam zu erziehen.

Auch in anderen Bereichen entwickelten sich westliche und andere Länder deutlich auseinander: während Menschen in Australien und Pakistan zum Beispiel noch vor Jahrzehnten Scheidungen gleichermaßen für nicht vertretbar hielten, haben sich ihre Ansichten seither in entgegengesetzte Richtungen entwickelt. Dies lege den Schluß nahe, daß die Entwicklung von Wohlstand nicht automatisch auch eine Angleichung der Wertesysteme mit sich bringe.

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Die Wissenschaftler führen noch andere Beispiele an. So wird auf hohe Leistungsbereitschaft von Kindern in Kanada inzwischen weniger, in Hongkong hingegen deutlich mehr Wert gelegt.

Es hätten sich neue Spaltungslinien zwischen westlich geprägten, sehr wohlhabenden europäischen Ländern einerseits und asiatischen und afrikanischen Staaten andererseits herausgebildet.

Und es gebe noch eine weitere gewichtige Entwicklung: „Die liberalen Demokratien europäischer Prägung befinden sich weltweit zunehmend in der Defensive; in Teilen nimmt ihre Akzeptanz auch in stark demokratisch geprägten Gesellschaften deutlich ab, etwa in den Niederlanden, Frankreich, den USA und Deutschland.“

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Auch Constanze Beierlein von der Hochschule Hamm-Lippstadt erklärt der US-Fachzeitschrift zufolge, es sei weltweit zu sehen, daß Demokratien als Ausdruck „emanzipatorischer Werte“ unter Druck geraten und daß auch in Europa autoritäre Einstellungen und Parteien Zulauf fänden, in Deutschland etwa die AfD. „Wir haben bereits erlebt, daß sich europäische Länder, wie beispielsweise Ungarn, dann politisch umorientieren und auch den Kontakt zu anderen autoritären Regimen ausbauen“, zeigt sich die deutsche Wissenschaftlerin besorgt.

Denn wenn Werte wie nationale Sicherheit und Dominanz gegenüber anderen Ländern im Mittelpunkt politischen Handelns stünden, habe dies auch direkte Auswirkungen auf Deutschland, etwa wenn es um Ziele wie Friedenssicherung, Umweltschutz und Menschenrechte gehe. (mü)

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Ein Kommentar

  1. Bernd Sydow sagt:

    In Deutschland wird immer darauf hingewiesen, daß die Demokratie hierzulande eine liberale ist. Zu deren Werten gehören behaupteterweise auch Toleranz und Offenheit gegenüber Fremdem.

    Ich sehe hier einen Widerspruch in sich. Demokratie bedeutet bekanntlich Herrschaft des Volkes, also Herrschaft der Deutschen. Aber wenn das wirklich so ist, kann es Toleranz und Offenheit gegenüber Fremdem nicht geben.

    Herrschaft des Eigenen (des deutschen Volkes) sowie Toleranz und Offenheit gegenüber Fremdem sind krasse Gegensätze und haben zumindest bei uns in Deutschland zur klar erkennbaren Überfremdung geführt!

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