Berlin. Fast zwei Jahre, nachdem die Bundesregierung das 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Modernisierung der Bundeswehr auf den Weg gebracht hat, steht die Truppe noch immer dürftig da. Das betrifft nicht nur die Ausstattung mit genügend und funktionierendem Gerät, sondern auch die Kampfstärke und die Professionalität.
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Dazu steuerte der Militärhistoriker Prof. Sönke Neitzel jetzt in der Talkshow „Phoenix-Runde“ bestürzende Details bei. Er wies in diesem Zusammenhang darauf hin, daß die russischen Streitkräfte nach fast zwei Jahren Krieg viel Kampferfahrung gesammelt hätten und die russische Wirtschaft erfolgreich auf Kriegsproduktion umgestellt habe, was den Streitkräften erhebliche Mengen an Nachschub zuführe. Der Westen könne damit nicht mithalten, unterstrich Neitzel, der – was derzeit zum guten Ton gehört – vor der Möglichkeit eines russischen Angriffs auf NATO-Länder warnte, sobald der Krieg in der Ukraine gewonnen sei. Müßte die Bundeswehr beispielsweise schon 2025 den NATO-Partner Litauen verteidigen, stünde sie „blank“ da, sagte der Experte.
Dann räumte Neitzel mit den üblichen Rußland-Stereotypen der westlichen Berichterstattung auf und sprach Klartext: „Wir sehen, daß Rußland diesen Krieg nicht verloren hat. Daß die ukrainische Gegenoffensive keinen Erfolg hatte. Wir sehen, daß Rußland, zumindest nach den offiziellen Zahlen, 6 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt und 30 Prozent etwa vom Haushalt in Rüstung investiert. Wir sehen, daß die Sanktionen die russische Wirtschaft nicht abwürgen.“ Die Panzer-Produktion und die Herstellung von Artillerie-Munition habe „enorme Steigerungsraten“. Hier hänge Rußland Europa deutlich ab.
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Wenn Rußland den Krieg in der Ukraine gewinne, müsse auch Deutschland auf einen möglichen Ernstfall vorbereitet sein. Das sei problematisch: „Denn man kann eine kriegstüchtige Armee nicht wie ein Kaninchen aus dem Zylinder zaubern.“
So habe Deutschland der NATO zwar versprochen, bis 2025 eine einsatzbereite Heeresdivision zu haben, aber: „Diese Division wird nicht fertig sein, und sie kann auch nicht kämpfen, weil sie gar keine Munition hat“, erläuterte Neitzel. Das Milliarden-Budget sei irreführend. Es komme darauf an, was die Truppe leisten kann und welche Fähigkeiten sie hat. So wäre es derzeit faktisch unmöglich, den baltischen Partnerstaat Litauen gegen Putin zu verteidigen. Die Bundeswehr „habe keine Drohnen, sie hat keine Drohnenabwehr, sie hat keine Helikopter-Abwehr“, berichtete Neitzel. „Man kann eigentlich guten Gewissens dieser Division gar nicht den Einsatzbefehl geben, weil diese Leute tot wären. Und das wissen die auch.“ Darüber werde aber öffentlich nicht gesprochen.
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Die Bundeswehr sei auch deshalb so blank, weil große Mengen an Ausrüstung und Munition an die Ukraine geliefert wurden. „Wir haben 18 Leopard-Panzer abgegeben und genau 18 wieder bestellt. Und nicht 50 oder 100.“ Die Streitkräfte seien „eine vollendete Karikatur des deutschen Bürokratismus“, urteilt Neitzel.
Aus seiner Sicht sei es eine „Herkulesaufgabe“, die Effektivität der Truppe zu steigern und sie kriegstüchtig zu machen. Die Bundeswehr habe sich 30 Jahre lang auf „völlig andere Szenarien“ vorbereitet. Nun stehe man praktisch vor einer „Neugründung“. (he)
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RESPEKT ! RESPEKT !
Am die vorigen Kommentarschreiber, sie haben es alle exakt auf den Punkt gebracht, dem habe ich nichts hinzu zu fügen, mkG in aller deutlichst verschärfter Form !
Wer soll denn auch die Panzer fahren?
Besonders in einem Kontinent ohne Grenzen.
Dir fremden Heere sind schon längst da – allerdings keine russen.
Demokratie und Demografie – alles eiune Frage der neuen Mehrheiten.
Die demografische Bombe ist viel nachhaltiger, als es A-Waffen je sein können.
Mit dem Zustand der Bundeswehr hat Professor Neitzel sehr Recht.Man hat aufgrund
politischer Fehlentscheidungen jahrzehntelang die Bundeswehr nicht
modernisiert,sondern kaputtgespart.Zudem hatte die Bundeswehr jahrelang einige
„Flaschen“ als Verteidigungsminister zu bieten,die von einer modernen,schlagkräftigen Truppe so gut wie keine Ahnung gehabt haben. Und die glorreichen Generäle und Admiräle haben über Jahre diesen Schwachsinn geduldet,weil sie mit der Politik nicht anecken wollten.
Verantwortung von Generälen und Admirälen sieht jedoch anders aus,sie haben sich
von nicht kompetenten Politikern an der Nase herumführen lassen.
Zum Thema Kriegsgeheul der NATO und der Deutschen:
Hat die NATO und vor allem Deutschland noch nicht genug von Säbelrasseln,wie vor
dem 1.und 2.Weltkrieg? Hat jemand die Millionen toten Soldaten am Ende vergessen?
Wer glaubt,Putin ist so bescheuert und greift die NATO an,hat die Realität total
vergessen.Russland hat kein Interesse,einen desolaten Haufen wie die NATO in
einen Krieg zu ziehen.Und im wirklichen Kriegsfall,den ich total ablehne,hat Russland immer noch seine über 8000 Atomraketen,die dann Europa in ein Trümmerfeld
verwandeln werden.
So viel zum Anheizen einer Kriegsgefahr mit Russland.
Besetztes Land. Noch Fragen?
Dass in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten Truppenteil um Truppenteil aufgelöst, Kaserne um Kaserne abgerissen wurde, rächt sich nun. Auch die allgemeine Wehrpflicht auszusetzen, war ein Fehler. Somit fehlt es schon mal an Quartieren für die Truppe, an Aufwuchsfähigkeit und durch die nervtötende Bürokratisierung sowie fehlendem Material an der Motivation der Soldaten. In dieser Armee würde ich nicht mehr dienen wollen, wozu und – für wen denn eigentlich?
Nein, Deutschland „kann“ Krieg nicht. Ein Land, in dem es acht Monate (oder so) braucht, bis ein Kasernenkommandant neue Stiefel für seine Soldaten erhält, ist dermaßen überreguliert und die Zuständigkeiten dermaßen zersplittert, daß da nichts schnell und effektiv funktionieren kann. Und Krieg geht nur schnell und effektiv. Wenn nur eine feindliche Rakete oder ein feindlicher Panzer jemals die Grenze nach Deutschland überschreitet, muß so viel hin- und hertelefoniert werden, allein um Zuständigkeiten zu klären, da kann gar nichts klappen. Wenn man dann noch weiß, wie wenig Panzer wir haben und wie wenig Munition, weiß man, daß wir verloren haben, bevor es richtig losgeht. Ich war in den 80-igern Wehrdientsleistender und schon damals hieß es, daß die Bundeswehr nur dafür da ist, denn Feind an der Grenze zu amüsieren, bis richtiges Militär kommt. War auch mein Eindruck.