ZUERST!-Hintergrund: Zum Jahrestag des Nord Stream-Anschlags: Hersh legt nach – „Scholz war im Bilde“

2. Oktober 2023
ZUERST!-Hintergrund: Zum Jahrestag des Nord Stream-Anschlags: Hersh legt nach – „Scholz war im Bilde“
International
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Foto: Symbolbild

Washington/Berlin. Ein Jahr nach dem Anschlag auf die Nord Stream-Pipelines sieht sich der US-Investigativjournalist Seymour Hersh in seinen Recherchen bestätigt, die auf eine amerikanische Urheberschaft hindeuten. Mit dieser Behauptung und einem ausführlichen Dossier hatte Hersh im Februar weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Er beruft sich dabei vor allem auf Quellen im Geheimdienstapparat der USA.

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In einem neuen Text, den Seymour jetzt veröffentlichte, unterstreicht Hersh, daß der Anschlag nichts mit dem russischen Einmarsch in der Ukraine zu tun hatte, sondern aus geopolitischen Erwägungen der US-Regierung resultierte. Hersh zufolge ging es um „Befürchtungen im Weißen Haus, daß Deutschland schwanken und den Zufluß von russischem Gas aufdrehen würde – und daß Deutschland und dann die NATO aus wirtschaftlichen Gründen unter die Herrschaft Rußlands und seiner umfangreichen und kostengünstigen natürlichen Ressourcen geraten würden“. Daraus sei „die ultimative Angst“ erwachsen, „daß Amerika seine langjährige Vormachtstellung in Westeuropa verlieren würde“.

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Hersh unterstreicht, daß der „wesentliche Bestandteil“ aller erfolgreichen CIA-Missionen ihre „totale Abstreitbarkeit“ sei. Diejenigen, die in Zusammenarbeit mit norwegischen Geheimdiensten in Oslo die Sprengung der Nord Stream-Pipelines vorbereiteten, hätten keinerlei Spuren hinterlassen. Aber auch für Präsident Biden und seine außenpolitischen Berater sei es von „größter Wichtigkeit“ gewesen, alles leugnen zu können. Für die Kommunikation im Zusammenhang mit der geplanten Nord Stream-Operation seien keine digitalen technischen Mittel und zum Beispiel nur analoge Schreibmaschinen verwendet worden. CIA-Chef William Burns sei die einzige Verbindung zwischen den Planern und dem US-Präsidenten gewesen. Letzterer hat laut Hersh die Aktion dann am 26. September 2022 genehmigt. Danach seien alle physischen Spuren und Belege vernichtet worden.

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Hershs wichtigste Informationsquelle war nach seinen Angaben ein CIA-Mitarbeiter. Dieser habe auf einen „Fehler“ bei der Aktion hingewiesen: „Der einzige Fehler war die Entscheidung, es zu tun.“

Ursprünglich sei der Nord Stream-Anschlag nur als Drohgebärde an die Adresse Moskaus gedacht gewesen und sollte Rußland vom Einmarsch in die Ukraine abhalten. „Wir gingen davon aus, daß der Präsident die Drohung gegen Nord Stream als Abschreckung nutzen würde, um den Krieg zu verhindern“, zitiert Hersh seine CIA-Quelle.

Victoria Nuland habe als seinerzeitige Unterstaatssekretärin für politische Angelegenheiten im US-Außenministerium am 27. Januar 2022 erstmals gegenüber Kremlchef Putin mit der Sprengung der Pipelines gedroht. Dabei habe sie auch auf „sehr intensive und klare Gespräche mit unseren deutschen Verbündeten“ hingewiesen – was die von der Bundesregierung verbreitete Legende ihrer Ahnungslosigkeit Lügen straft. Hersh wird aber noch deutlicher: innerhalb der CIA sei klar gewesen, daß Kanzler Scholz „voll im Bilde“ war „über die geheimen Pläne zur Zerstörung der Pipeline“, zitiert er seinen Informanten.

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Dieser habe ihm auch anvertraut, daß man in Geheimdienstkreisen habe umdenken und nach und nach erkennen müssen, daß die Nord Stream-Sprengung letztlich „Teil einer politischen Agenda der Neokonservativen [war], um Scholz und Deutschland angesichts des nahenden Winters und der stillgelegten Pipelines davon abzuhalten, kalte Füße zu bekommen und die stillgelegte Nord Stream 2[-Pipeline] zu öffnen“.

Die Erdgas-Verbindung zwischen Rußland und Deutschland sollte endgültig gekappt werden. Der CIA-Mann dazu: „Der Präsident hat also einen Schlag gegen die deutsche und westeuropäische Wirtschaft ausgeführt.“

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Das ist im übrigen auch die offizielle Sicht des russischen Außenministeriums, das den Anschlag vom 26. September 2022 damit zutreffend einordnet. Zum Jahrestag der Sprengung erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa: „Die Auftraggeber des Terroranschlags auf die Nord Streams verfolgten ein durchaus konkretes Ziel. Es galt, die vorteilhaften energiepolitischen Beziehungen zwischen Rußland und der EU zu torpedieren.“ Alle russischen Angebote, bei der Aufklärung des Attentats mitzuhelfen, seien von den westlichen Behörden entweder abgelehnt oder unbeantwortet geblieben, so Sacharowa am Montag in einer Presseerklärung. (mü)

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Ein Kommentar

  1. Spionageabwehr sagt:

    US-Präsident Biden hat die Zerstörung von Nordstream im Fernsehen angkündigt
    also vor der ganzen Welt
    Anfang Februar 2022

    Ob Washington den Scholz noch gesondert informierte oder nicht
    ist dabei fast schon wurscht.

    Und was ist mit Luisa, der Klimakleber-Patronin?
    „Wir wollen eine Pipeline in die Luft jagen“

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