ZUERST!-Hintergrund: „Afrika – Rußland“-Forum in Sankt Petersburg: Wie Moskau den Westen beerben will

4. August 2023
ZUERST!-Hintergrund: „Afrika – Rußland“-Forum in Sankt Petersburg: Wie Moskau den Westen beerben will
International
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Foto: Symbolbild

Sankt Petersburg. Spätere Historiker werden den 27. Juli 2023 vielleicht einmal als wichtige Weichenstellung für die Geopolitik des 21. Jahrhunderts bewerten. In Sankt Petersburg fand am Donnerstag und Freitag zum zweiten Mal der Afrika-Gipfel statt und parallel dazu erstmals das Forum „Rußland – Afrika“. Die US-Regierung, Frankreich und andere westliche Regierung hatten im Vorfeld zum Teil erheblichen Druck ausgeübt, um afrikanische Regierungen von einer Teilnahme abzuhalten – denn das Treffen spricht der westlichen Mär von der „Isolation“ Rußlands auf dem internationalen Parkett Hohn.

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Rund ein Dutzend afrikanischer Regierungschefs sowie Vertreter afrikanischer Organisationen ließen es sich aber nicht nehmen, nach Sankt Petersburg zu reisen. Am „Rußland – Afrika“-Forum nahmen sogar die Vertreter von rund 50 Ländern teil. Kremlsprecher Peskow kritisierte die westliche Einmischung als „unverschämt“ und berichtete am Dienstag vor Medienvertretern: „Fast alle afrikanischen Staaten waren beispiellosem Druck vonseiten der USA ausgesetzt.“ Dies sei „verurteilungswürdig“ und stelle das souveräne Recht der afrikanischen Staaten, sich ihre Partner selbst auszusuchen, in Frage.

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Kremlchef Putin wartete am Donnerstag mit einer Grundsatzrede auf, in der er das große Potential des afrikanischen Kontinents hervorhob, sich selbst zu ernähren, sobald er über eine entwickelte Landwirtschaft verfüge. Rußland werde bei der Schaffung der Ernährungssicherheit Afrikas helfen, versprach Putin und kündigte eine ganze Palette wegweisender Initiativen an.

Wörtlich sagte der Kremlchef: „Grundsätzlich sind wir davon überzeugt, daß Afrika mit der Anwendung geeigneter landwirtschaftlicher Technologien und der richtigen Organisation der landwirtschaftlichen Produktion langfristig nicht nur sich selbst ernähren und seine eigene Ernährungssicherheit gewährleisten kann, sondern auch zu einem Exporteur verschiedener Nahrungsmittel werden kann. Und Rußland wird Sie dabei nur unterstützen, das versichere ich Ihnen.“

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Bis dahin bedürfe es eines gerechten Systems der Lebensmittelverteilung auf dem Planeten. Rußland sei bereit, seinen Beitrag dazu zu leisten, sagte Putin. Bereits innerhalb weniger Monate würden Getreidelieferungen an einige der ärmsten Länder des Kontinents erfolgen. Ein Teil dieser Lieferungen werde als humanitäre Hilfe im Rahmen des UN-Ernährungsprogramms stattfinden. Burkina Faso, Simbabwe, Mali, Somalia, die Zentralafrikanische Republik und Eritrea sollen dabei jeweils 25.000 bis 50.000 Tonnen Getreide erhalten, Moskau werde auch die Transportkosten übernehmen.

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Im weiteren führte Putin noch eine Reihe anderer Bereiche an, in denen es künftig zu einer verstärkten russisch-afrikanischen Zusammenarbeit kommen soll, so etwa die Energieversorgung. Rußland kooperiert derzeit bereits mit 16 afrikanischen Ländern beim Ausbau der Energiewirtschaft. Putin verwies in diesem Zusammenhang auf eine lange Tradition der Kooperation, denn: „Über viele Jahre hinweg haben sowjetische und russische Fachleute in Angola, Ägypten, Äthiopien und anderen Ländern des Kontinents große Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 4,6 Gigawatt geplant und gebaut und damit insgesamt (…) ein Viertel der gesamten Wasserkraftkapazität Afrikas geschaffen.“

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Besonders brisant: Putin lud die afrikanischen Gäste auch dazu ein, sich im bilateralen Handel auf nationale Währungen umzustellen (und sich damit vom Dollar zu verabschieden!) und sich an das russische MIR-Zahlungssystem anzuschließen, das auf dem besten Wege ist, sich zu einer Alternative zum westlichen SWIFT-System zu entwickeln. Darüber hinaus sprach der Kremlchef die Nutzung der im Aufbau befindlichen Nord-Süd-Korridore an, den Aufbau russischsprachiger Schulen mit russischer Hilfe und die Intensivierung des Studentenaustauschs.

Darüber hinaus dachte Putin auch über die Schaffung eines Logistikzentrums an der afrikanischen Küste laut nach, in das Moskau zu investieren bereit sei, sowie über die Entwicklung des afrikanischen Eisenbahnnetzes, die mit russischer Unterstützung erfolgen könne.

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Beobachter sprechen mit Blick auf die beiden Veranstaltungen in Sankt Petersburg nicht nur von einer großangelegten Charme-Offensive Moskaus, sondern darüber hinaus von einer strategischen Initiative, die weitreichende Folgen haben kann: Moskau ist (neben) China dabei, den Westen in Afrika aus zahlreichen Positionen zu verdrängen und das Erbe der früheren Kolonialmächte plus der USA anzutreten. (mü)

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3 Kommentare

  1. Peter Lüdin sagt:

    Die russisch besetzten Gebiete sind verwundbar. Brücken, Treibstofflager, Bahnanlagen usw. sind leichte Ziele für die Ukrainer. Aus dieser Sackgasse gibt es für die Russen keinen Ausweg.

  2. Sting sagt:

    Für die Verteidigung IHRE WERTE = US-INTERESSSEN halten deutsche Fernmoralisten und Kriegstrommler sich diverse Hilfstruppen, da deutsche Soldaten mittlerweile wissen, dass sie nur ihr Land in ihrem Land zu verteidigen haben.

    Der Versuch von Grünen & SPD + FDP + CDU + CSU + Medien + Rüstungslobby, usw. mit dem Krieg gegen Jugoslawien, dem Krieg gegen Afghanistan, … aus der deutschen Bundeswehr ein Kriegsheer zu machen, ist fehlgeschlagen !!

    Das soll auch so bleiben bis das ganze LUMPENPACK endlich im Gefängnis ist und die USA endlich ein DRITTEWELT-LAND SIND !!

  3. Berlin 59 sagt:

    Gähn!!!!

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