Günter Verheugen: Der Westen trägt erhebliche Mitschuld am Ukrainekonflikt

20. Februar 2023
Günter Verheugen: Der Westen trägt erhebliche Mitschuld am Ukrainekonflikt
International
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Foto: Symbolbild

Berlin. In einem ausführlichen Interview der „Berliner Zeitung“ hat der SPD-Politiker und frühere EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen scharfe Kritik an der derzeitigen Rußland- und Ukraine-Politik des Westens geübt. Er erinnerte dabei an seinen politischen Ziehvater, den früheren langjährigen Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher, von dem er die Maxime übernommen habe: „Man darf niemals die Gesprächskanäle abreißen lassen. Man muß bei allen Gegensätzen und bei allen Konflikten immer versuchen, das Gemeinsame zu suchen. Genschers Prinzip, das ich teile, war Kooperation, nicht Konfrontation.“

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Aber schon in den neunziger Jahren, unmittelbar nach dem Ende der UdSSR, hätten die USA erneut in den Konfrontationsmodus gewechselt und Rußland auf Distanz zu halten versucht, „weil die USA ihre dominante Rolle in Europa nicht aufgeben wollten“. Heute könnten sie sich dabei auf die meisten mittel- und osteuropäischen EU-Länder stützen, „denen „die von den USA garantierte Sicherheit wichtiger als ein eigenständiges europäisches Handeln“ sei.

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Im übrigen hätten die USA – wie auch zahlreiche andere europäische Länder – Deutschland stets mißtraut. Hinzu komme die amerikanische Sicherheitsdoktrin, „die gesagt hat: Nirgendwo auf der Welt darf es eine Macht geben, die stärker ist als wir; wir wollen überall die Nummer eins sein. Der Wiederaufstieg Rußlands zu einem globalen Rivalen mußte verhindert werden. Hinzu kommt, daß man in Washington sehr mißtrauisch ist, wenn Deutsche und Russen sich verständigen“, ruft Verheugen in Erinnerung, der 1982 von der FDP in die SPD übertrat.

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Auf die Vorgeschichte des Ukrainekrieges angesprochen, sieht er ein erhebliches Maß Mitverantwortung bei der NATO. „Ich bin überzeugt, daß im Jahr 2008 mit dem Angebot an die Ukraine, NATO-Mitglied zu werden, willentlich und wissentlich eine Linie überschritten wurde, und daß dies für Rußland wegen seiner Sicherheitsinteressen nicht hinnehmbar war. Obama hat Rußland als eine Regionalmacht verspottet. Die EU hat den Beitritt der Ukraine vorangetrieben, ohne mit dem Nachbarn Rußland zu reden.“ Schlimmer noch, die EU habe die Ukraine vor die Wahl gestellt, „das Land müsse sich entscheiden zwischen EU und Eurasischer Union. Das war falsch, denn mit der Ukraine als Scharnier hätte die Idee eines Wirtschaftsraums von Lissabon bis Wladiwostok verwirklicht werden können.“

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Verheugen, heute 78 Jahre alt, war bis 2010 EU-Kommissar. Wegen des Verdachts der Ämterpatronage wurde er im Einvernehmen mit der Bundesregierung abberufen. Jüngst gehörte er zu den prominenten Erstunterzeichnern der von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierten Friedenspetition. (mü)

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4 Kommentare

  1. Brong Nuuf sagt:

    Es ist wunderbar, dass der ganze Ostseeraum und alle ehemaligen Mit-Glieds-Staaten des Warschauer Pakts der NATO beigetreten sind.
    Das muss mit der Ukraine, mit Moldawien und Georgien – am besten auch Armenien und später vielleicht sogar Kasachstan – fortgesetzt werden.
    Nur Russen haben 1953 die SBZ, 1956 Ungarn und 1968 die CSSR versklavt.

  2. Gernot Gruer sagt:

    Herzlichen Dank an Günther Verheugen – ich schätze Ihnen
    als klugen und kompetenten und glaubwürdigen Politikern – Gruß von Gernot Gruber

  3. Bernd Sydow. sagt:

    Wer trägt eigentlich die Hauptschuld am Ukraine-Krieg? Für NATO, USA und Konsorten ist es der „böse Aggressor“ Putin. Daß unsere US-vasallenhafte Scholz-Regierung diese Unwahrheit des Westens nachplappert, war zu erwarten. Für den früheren Bundesaußenminister Genscher, dem politischen Vorbild von Günter Verheugen, galt die Maxime, den Gesprächsfaden auch gegenüber einem politisch-weltanschaulichen Gegner nicht abreißen zu lassen. Davon ist das Deutschland von heute im übertragenen Sinne Vernunfts-Welten weit entfernt (in der Physik würde man „Lichtjahre weit entfernt“ sagen). Mit dem „Aggressor“ Putin spricht man nicht, lautet die Maxime unserer Mainstream-Medien. Seit dem Einmarsch russischer Truppen in Schelenskyjs Ukraine wird Putin mit der Bezeichnung „Aggressor“ verunglimpft.

    Aber was ist ein Aggressor? Dieser Frage ist der Publizist Manfred Kleine-Hartlage nachgegangen. Er kam zu dem Ergebnis: Wenn ein Staat einen anderen Staat angreift, muß er deshalb noch lange nicht ein „Aggressor“ sein. Auf die Vorgeschichte kommt es an! Wird nämlich ein Staat von einem anderen Staat dermaßen in seiner Sicherheit bedroht, daß für ihn zur Abwendung der Bedrohung nur das Mittel eines Präventiv-Angriffs in Frage kommt, dann ist der Bedroher der Aggressor und nicht der Präventiv-Angreifer!

    Genau dieser Fall liegt hier vor: Die Ukraine als ursprünglicher Bedroher der Sicherheit der Russischen Föderation – aufgehetzt durch USA und NATO – ist der wahre Aggressor!

  4. Sting sagt:

    Vor seinem Besuch in Kiew hat der HOSENPISSER BIDEN zuerst in Moskau Fragen lassen ob er auch dorthin reisen darf !

    Sicher dachte er in seinen GANGSTER SCHEMATA, dass er vielleicht abgeschossen wird, so wie er es gerne umgekehrt machen würde !!

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