Berlin. Der dramatische Munitionsmangel der Bundeswehr beschäftigt nun eigens einen „Munitionsgipfel“ im Kanzleramt.
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Daß es bei der Bundeswehr praktisch an allem fehlt, ist nichts Neues. Aber erst vor kurzem sickerten neue Hiobsbotschaften an die Öffentlichkeit durch, wie dramatisch die Situation tatsächlich ist. Demnach reicht der Munitionsvorrat der Bundeswehr derzeit gerade einmal für zwei Tage.
Das Desaster hat vielfältige Gründe. Jahrelang wurde bei den Herstellern zu wenig Munition bestellt. Infolgedessen reduzierte die deutsche Industrie ihre Kapazitäten oder stellte die Produktion ganz ein. Sie verdient vor allem an Waffenexporten ins Ausland, weniger an Aufträgen für die Bundeswehr.
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Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine hat sich die Nachfrage nach Munition nun drastisch erhöht, auch aus den Reihen der NATO-Verbündeten. Aber: langsame Besteller, die ihren Bedarf bei den Herstellern nicht rechtzeitig anmelden, werden später beliefert. Andere NATO-Länder haben nach Ausbruch des Ukraine-Krieges längst Bestellungen bei den deutschen Munitionsherstellern aufgegeben, etwa Ungarn und die Niederlande – das deutsche Verteidigungsministerium unter Christine Lambrecht (SPD) hingegen nicht. Die Ministerin hat es glatt verschlafen, den dringend benötigten Munitionsnachschub anzufordern. Selbst wenn die Bundeswehr jetzt ordert, muß sie sich bei den Produzenten im eigenen Land hinten anstellen.
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Besonders peinlich: offenbar verfügt Deutschland inzwischen nicht mehr über genügend heimische Sprengstoffhersteller, die den Bedarf der Bundeswehr decken könnten. In einem Bericht des unabhängigen Informationsportals „Table.Media“ heißt es: „So befinden sich viele Pulver- und Sprengstoffproduzenten, bei denen deutsche Munitionshersteller bisher einkauften, nach Angaben von Experten aus der wehrtechnischen Industrie direkt oder indirekt in chinesischer Hand.“
Seit gut einem halben Jahr liefern diese Firmen nicht mehr an westliche Munitionshersteller, heißt es in dem Bericht weiter. Das verkleinere den Markt, erhöhe die Lieferzeiten und verteuere die Produkte. Die noch verbliebenen europäischen Hersteller könnten sich vor Aufträgen nicht retten, weshalb nun mit Lieferzeiten kaum unter zwei Jahren zu rechnen ist.
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Wie groß der Munitionsmangel ist, machen Zahlen deutlich. So weist der Bericht darauf hin, daß Rußland in der Ukraine an manchen Kriegstagen 60.000 und die Ukrainer 20.000 Artilleriegranaten verschossen hätten: „Für die Bundeswehr wäre somit bereits an einem Tag alles vorbei gewesen.“
Normalerweise hält die Bundeswehr ihre Zahlen zur Bevorratung von Rüstungsgütern geheim. Bei einer Munitionssorte sind die Zahlen jedoch bekannt. Von der präzisionsgelenkten Artilleriemunition SMArt 155 verfügte die Bundeswehr zum Zeitpunkt ihrer Beschaffung im Jahr 2003 über 9.000 Stück. Einige davon wurden an die Ukraine geliefert. Inzwischen bräuchte sowohl die Ukraine als auch die Bundeswehr dringend Nachschub. Aber der ist weit und breit nicht in Sicht.
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Die letzte Charge SMArt 155 hat der Hersteller vor 19 Jahren an die Bundeswehr geliefert. Danach bekam die GIWS, ein Gemeinschaftsunternehmen von Diehl und Rheinmetall, keine Aufträge mehr für diese Munition. Sie stellte die Produktion in Maasberg (Saarland) ein. Nach Recherchen von „Security.Table“ dauert es gut zwei Jahre, um allein die Produktionsstraße wieder aufzubauen, und weitere zwei bis drei Jahre, um auch nur eine niedrige fünfstellige Anzahl an SMArt 155-Granaten zu produzieren.
Aber selbst das ist nur Theorie. In der Praxis droht den Munitionsherstellern noch ein weiterer Engpaß: der für den Mantel der Granaten erforderliche Spezialstahl ist ebenfalls knapp. Auch dafür gibt es in der westlichen Welt nur noch wenige Hersteller.
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Als wäre das alles nicht schon genug, steht sich die EU bei ihren Rüstungsanstrengungen noch selbst im Weg: denn die Umweltverordnungen (!) der EU verlangen, daß beispielsweise die Munition für das Sturmgewehr G36 oder das Maschinengewehr MG5 nur schadstofffreie – also bleifreie – Anzündhütchen verwendet. Anzündhütchen dienen dem Entzünden des Schießpulvers. In Deutschland gibt es mit der Firma Ruag Ammotec GmbH im bayerischen Fürth nur einen einzigen Hersteller, der dafür zugelassen und qualifiziert ist.
Zuguterletzt gibt es noch einen weiteren Faktor, der einer zeitnahen Munitionsbeschaffung im Weg steht. Die Produktion neuer SMArt-155-Granaten hat zur Folge, daß die Munition von den deutschen Beschaffungsbehörden neu geprüft, qualifiziert und genehmigt werden muß. Von der hochmodernen Panzerhaubitze 2000 abgefeuert, haben SMArt-Granaten eine Reichweite von mehr als 70 Kilometern. Aber die Bundeswehr hat überhaupt kein ausreichend großes Gelände. Deshalb müssen die Tests im Ausland stattfinden, zum Beispiel in Norwegen oder Südafrika. Allein das kostet wertvolle Zeit, die die Bundeswehr nicht hat.
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Bei alledem muß die Bundeswehr nicht nur mit Lieferengpässen und jahrelangen Wartezeiten rechnen, sondern sieht sich auch durch die galoppierende Inflation unter Druck. Zuletzt hatte die Bundesregierung erklärt, daß Deutschland Munition für 20 Milliarden Euro kaufen müsse. Aber: durch die dramatische Inflation verteuern sich auch die Kosten für Anschaffungen im Rüstungsbereich. Für das ihr zur Verfügung stehende Geld bekommt die Bundeswehr deshalb immer weniger Material, je länger sie mit Bestellungen zögert.
In Berlin macht sich angesichts dieser desaströsen Aussichten Ernüchterung breit. Denn eigentlich verfügt die Bundeswehr infolge des 100-Milliarden-Sondervermögens, das die Bundesregierung im Februar auf den Weg gebracht hat, über viel Geld, um überfällige Neuanschaffungen zu tätigen. Aber: in den Monaten seither ist wenig geschehen, viele Planungen scheiterten nicht zuletzt an formalen Fehlern im Verteidigungsministerium. Und das Geld wird immer weniger wert.
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Die von Bundeskanzler Scholz am 27. Februar ausgerufene Zeitenwende „findet nicht statt“, stellte Unionsfraktionsvize Johann Wadephul im Bundestag ernüchtert fest. Den Munitionsbestand der Bundeswehr schätzte er als „katastrophal“ ein. „Die Artillerietruppe ist im Grunde ohne Munition, kann überhaupt nicht mehr den scharfen Schuß üben.“
Daß der „Munitionsgipfel“ vom vergangenen Montag im Kanzleramt daran etwas ändert, steht zu bezweifeln. (he)
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„Das Desaster (wesentlich bei der Beschaffung der Artillerie-Munition) hat vielfältige Gründe. Jahrelang wurde bei den Herstellern zu wenig Munition bestellt … Verteidigungsministerin Lambrecht (SPD) hat es glatt verschlafen, den dringend benötigten Munitionsnachschub anzufordern.“ (Artikel)
Wie ist diese Schlamperei zu erklären? Nun, seit dem Ende des Kalten Krieges und dem Wegfall der sowjetisch dominierten Bedrohung aus dem Osten, ließ im wiedervereinigten Deutschland das Bewußtsein für eine ernstfalltaugliche Landesverteidigung spürbar nach.
Die Wartung und Pflege der (schweren) Waffen wurde vernachlässigt, der Munitionsvorrat interessierte im Bundesverteidigungsministerium praktisch niemanden mehr. Der Beginn des Krieges in der Ukraine war dann für unsere Bundeswehr-Zuständigen das einschneidende „Erweckungserlebnis“. Für die Instandsetzung des Bundeswehr-Geräts, für Aufrüstung sowie die Beschaffung eines ausreichenden Vorrats an (Artillerie)Munition wurden etliche Milliarden Euro bereitgestellt. Dabei wurde freilich nicht beachtet, daß man bei der Beschaffung nicht alle Probleme allein mit Geld lösen kann, es braucht auch Vorlaufzeiten. Gerade bei der Herstellung der Artillerie-Munition kommt es auf rechtzeitige Bestellung an.
Daß der „Munitionsgipfel“ vom vergangenen Montag im Kanzleramt diese eklatanten Versäumnisse aus der Welt schaffen konnte, glauben allerdings nur jene, die auch an den Weihnachtsmann glauben!