Brasiliens neuer Präsident Lula: „Selenskyj ist für den Krieg genauso verantwortlich wie Putin“

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Brasilia. Der am Sonntag frischgewählte brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva, der in der Vergangenheit als gewichtiger Verbündeter westlicher Linker einschließlich der US-Demokraten galt, sorgte gleich zu Beginn seiner Amtszeit mit einem herzhaften Verstoß gegen die offizielle Linie des Westens für Aufsehen: er kritisierte US-Präsident Joe Biden, der den Krieg in der Ukraine hätte verhindern können. Und noch ein Tabubruch: der ukrainische Präsident Selenskyj sei für den Krieg ebenso verantwortlich wie Kremlchef Putin.

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Dem „Time“-Magazin gelang eines der ersten Interviews mit dem neuen Präsidenten, der zwischen 2003 und 2011 schon einmal brasilianischer Regierungschef war. Mit Blick auf Kiew wurde Lula deutlich: „Ich sitze manchmal da und sehe zu, wie der Präsident der Ukraine im Fernsehen spricht, wie ihm applaudiert wird und er Standing Ovations von den EU-Parlamentariern bekommt. Dieser Typ ist genauso verantwortlich für den Krieg wie Putin. Denn im Krieg gibt es nicht nur einen Schuldigen. Wir Politiker ernten, was wir säen. Wenn ich Brüderlichkeit, Solidarität, Harmonie säe, werde ich Gutes ernten. Säe ich Zwietracht, ernte ich Streit. Putin hätte nicht in die Ukraine einmarschieren sollen. Aber nicht nur Putin ist schuldig.”

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Vor allem die USA, aber auch die EU hätten ordentlich am Konflikt gezündelt. „Die USA und die EU sind auch schuldig. Was war der Grund für den Einmarsch in die Ukraine? NATO? Dann hätten die USA und Europa sagen sollen: die Ukraine wird der NATO nicht beitreten. Das hätte das Problem gelöst.“

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Lula machte seine Position zum Ukraine-Konflikt nicht zum ersten Mal deutlich. Schon im Mai hatte er USA und EU in einem Interview scharf kritisiert und unterstrichen, daß Präsident Biden viel diplomatischer hätte agieren müssen. „Ich glaube nicht, daß er im Krieg zwischen Rußland und der Ukraine die richtige Entscheidung getroffen hat“, sagte Lula damals. „Die USA haben viel politischen Einfluß. Und Biden hätte den Krieg vermeiden statt anstacheln können. Er hätte mehr reden, mehr mitmachen können. Biden hätte ein Flugzeug nach Moskau nehmen können, um mit Putin zu sprechen. Das ist die Art von Einstellung, die Sie von einer Führungskraft erwarten. Eingreifen, damit nichts aus dem Ruder läuft. Ich glaube nicht, daß er das getan hat.” (mü)

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