Umstrittener Gefangenenaustausch: Rußland läßt Asow-Kommandeure frei

26. September 2022
Umstrittener Gefangenenaustausch: Rußland läßt Asow-Kommandeure frei
International
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Foto: Symbolbild

Moskau/Kiew. Eine bemerkenswerte Volte der russischen Politik, die auch an der russischen „Heimatfront“ viele vor den Kopf stößt. Dabei sorgt die Teilmobilisierung von rund 300.000 Reservisten ohnehin für Unruhe – in mehreren Städten kam es zu Demonstrationen.

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Als viel verstörender empfinden viele Russen aber die Freilassung von rund 205 gefangenen ukrainischen Soldaten, die meisten von ihnen Angehörige des schlagkräftigen Asow-Regiments, und ihren Austausch gegen 55 in ukrainische Gefangenschaft geratene russische Soldaten sowie den pro-russischen Politiker Viktor Medwedtschuk. Daß letzterer der Vater von Putins Patentochter ist, macht die Angelegenheit noch brisanter, als sie ist. Der Gefangenenaustausch straft nämlich einen der Hauptgründe, die der Kreml im Februar für den Einmarsch in der Ukraine geltend gemacht hatte, Lügen: die vorgebliche „Entnazifizierung“ der Ukraine.

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Seit Monaten hatte es aus Moskau immer wieder geheißen, gefangengenommenen Mitgliedern nationalistischer Sondereinheiten der ukrainischen Streitkräfte – das Asow-Regiment ist nur die bekannteste – werde der Prozeß gemacht und sie würden als Kriegsverbrecher behandelt.

Viele Russen haben deshalb kein Verständnis für den in der Nacht zum Donnerstag erfolgten Gefangenenaustausch, der ausgerechnet Asow-Kämpfer, darunter auch mehrere Kommandeure,  auf freien Fuß setzt. Das ukrainische Präsidialamt machte den Austausch öffentlich und verbreitete Fotos, die Innenminister Monastyrskyi mit Asow-Kommandeur Denys Prokopenko zeigen.

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Vor allem in russisch-patriotischen Kreisen ist der Unmut groß. So kommentiert der Kriegsblogger Igor Girkin, dem ein gewisser Einfluß nachgesagt wird, die Freilassung „der verbliebenen Asow-Kämpfer ist schlimmer als ein Verbrechen und mehr als nur ein Fehler, das ist Verrat“. Es handle sich um „eine unglaubliche Dummheit oder gar Sabotage, und offenbar war es nicht mal möglich, den Austausch ein paar Tage vor der Mobilmachung zu verkünden. Für mich sieht das so aus, als würde jetzt eben jenen, die aufstehen und für ihr Land kämpfen wollen, auf den Kopf geschissen.“

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Girkin gilt als prominenter Meinungsführer unter russischen Nationalisten. Seinen Telegram-Kanal haben mehr als 610.000 Nutzer abonniert. Schon in den vergangenen Monaten hatte Girkin die russische Militärführung immer wieder als unfähig kritisiert und nannte dabei auch ausdrücklich Verteidigungsminister Schoigu. Vor kurzem soll Girkin versucht haben, mit einem gefälschten Paß ins Kriegsgebiet in der Ukraine zu reisen, soll aber von den russischen Besatzern auf der Halbinsel Krim abgefangen worden sein. Aber auch in anderen Telegram-Kanälen kommt viel Unmut über den Gefangenenaustausch zum Ausdruck.

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„Ein Gefangenenaustausch ist kein Austausch. Es ist eine Kapitulation“, heißt es beispielsweise im Kanal „Russische imperiale Bewegung“. „Und sie steht in einer Reihe mit der Kapitulation in der Region Charkiw. Auf der russischen Seite wurde mit Blut unterschrieben, auf der anderen Seite mit Eselsurin.“

Beobachter sind erstaunt über die unverhohlene Kritik. So kommentiert Tadeusz Giczan, Chefredakteur des unabhängigen weißrussischen Portals Nexta, auf Twitter: „Die Freilassung der Asow-Kommandeure ist für die Nationalisten ein noch größerer Schlag als der Rückzug aus der Region Charkiw.“ „Der Rückzug ließ sich als militärische Notwendigkeit darstellen, aber die Freilassung der Asow-Kämpfer zerstört die ganze Erzählung von der ‚Denazifizierung‘ der Ukraine‘“, so Giczan. „Die russische Propaganda hat das Asow-Regiment die letzten Jahre dämonisiert und zu einer Art Waffen-SS erklärt, und jetzt, kurz vor den Schauprozessen in Mariupol, werden sie ausgetauscht gegen den Vater von Putins Patentochter.“

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Zumindest an der Propagandafront dürfte Moskau mit der Freilassung der Asow-Kämpfer ein schweres Eigentor geschossen haben. (mü)

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3 Kommentare

  1. Bernd Sydow. sagt:

    Die Hintergründe der Freilassung der Asow-Kämpfer aus russischer Kriegsgefangenschaft (zum jetzigen Zeitpunkt), die ohne die Zustimmung Putins sicherlich nicht erfolgt wäre, kenne ich natürlich nicht. Aber den russischen Entscheidungsträgern sollte doch klarsein, daß diese ukrainischen Elite-Soldaten nach ihrer Freilassung gleich wieder an der Front gegen die russische Armee eingesetzt werden.

    Ich gehe davon aus, daß Putin schon weiß was er tut. Und deshalb beteilige ich mich nicht an Spekulationen!

  2. Peter Lüdin sagt:

    Zweitstärkste Armee der Welt. Und dann schaut man sich die groteske Differenz der russischen Militärarroganz und ihrer wirklichen Performance in der Ukraine an. Zweitstärkste Armee der Welt, aber die Propaganda stribt bei erstem Feindkontakt.

  3. Ali Baba sagt:

    um „eine unglaubliche Dummheit oder gar Sabotage,““….EHER UM EINE SABOTAGE,KEINE
    DUMMHEIT !! ABER WER WEISS, WAS DAHINTER STEHT?!

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