Skandalöser Rausschmiß des BKK-Vorstands: „Wir müssen ihn sofort entfernen“

5. März 2022
Skandalöser Rausschmiß des BKK-Vorstands: „Wir müssen ihn sofort entfernen“
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

München. Immer mehr Details über die handstreichartige Kündigung des Vorstands des gesetzlichen Krankenversicherers bkk ProVita, Andreas Schöfbeck, kommen ans Licht. Schöfbeck war in die Schlagzeilen geraten, weil er bei einer Untersuchung der firmeneigenen Versichertendaten festgestellt hatte, daß weit mehr Versicherte als bisher bekannt wegen Impfnebenwirkungen in ärztlicher Behandlung waren. Nachdem er sich mit diesem Befund an maßgebliche Stellen gewandt hatte, war er in einer Blitzaktion fristlos gekündigt worden.

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Einer, der die Vorgänge aus nächster Nähe miterlebt hat, meldete sich jetzt zu Wort: der bayerische FDP-Politiker Marco Altinger, ebenfalls Mitglied im Verwaltungsrat der bkk. Er hat nach eigenen Aussagen am Dienstag zusammen mit zwei weiteren Mitgliedern dagegen gestimmt, Schöfbeck mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben zu entbinden. Doch 13 weitere Verwaltungsratsmitglieder seien sich einig gewesen, Schöfbeck zu entlassen. Auch die Amtsenthebungsurkunde sei schon vorbereitet gewesen, sagt Altinger.

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Die Sitzung dauerte am Dienstag von 10 bis 13 Uhr und fand anfangs ohne Schöfbeck statt. Auch die stellvertretenden Verwaltungsratsmitglieder wurden ausgeladen. Für Altinger war es eine „rein emotional stimmungsgeladene Sitzung“. Es sei gar nicht um eine sachliche Diskussion zum Thema Impfnebenwirkungen gegangen, sondern ausschließlich darum, Schöfbeck noch am selben Tag loszuwerden, vor allem mit „unsachlichen, emotionalen“ Begründungen. Schöfbeck sei als Impfgegner dargestellt worden. Seine Aktion, so sehe es die BKK ProVita, habe vor allem Beifall bei Querdenkern und AfD-Wählern ausgelöst. Es sei auch darüber diskutiert worden, daß man ihn nun zum Märtyrer der Impfgegner mache. Doch wenn man ihn nicht entlasse, habe man „die Massen“ gegen sich.

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Der FDP-Politiker wirkt schockiert und will nun ebenfalls aus dem Verwaltungsrat austreten. Schon nach der Einladung am Donnerstag habe der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende Manfred Ries zu ihm über Schöfbeck gesagt: „Wir müssen ihn sofort entfernen.“ Schöfbeck sei dann am Dienstag nach einer Stunde in die Sitzung geladen worden und habe sich etwa 15 Minuten lang verteidigen dürfen. Er habe sachlich davon berichtet, daß die BKK allein übers Wochenende etwa 150 neue Mitglieder gewonnen habe; so viele Menschen wie nie hätten sich die Präsentationen der Kasse angeschaut. Und kein Einziger sei ausgetreten. Er habe auch eine Einigung im Guten vorgeschlagen. Doch all das habe „niemanden mehr interessiert“. Schöfbeck sei danach aus der Teamsitzung einfach weggeschaltet worden.

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Die BKK ProVita selbst gibt an, zu den Vorgängen aus „Gründen des Persönlichkeitsschutzes“ nichts sagen zu wollen. Der geschaßte Vorstand ist unter seinen Firmenkontakten nicht mehr zu erreichen. Auch die Statistiken, die für den Wirbel sorgten, sind bereits von der Internetseite gelöscht.

Schöfbeck leitete 21 Jahre lang die Geschicke seiner Krankenkasse als Vorstand. (st)

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