Paris. Frankreich ist in manchen Dingen erfreulich anders. Im Gegensatz zu rechtsheinischen Sprachverhunzern wachen in Frankreich gewichtige Institution wie die Académie Française darüber, daß Sprache und Schrift nicht von der erstbesten Zeitgeistmode verunstaltet werden. Jetzt hat sich die Académie Française mit Nachdruck gegen jede Form von „inklusiver Schrift“ ausgesprochen – was im Deutschen dem „Gendern“, also der demonstrativen Berücksichtigung immer neuer Geschlechter durch Sternchen oder neuerdings durch Doppelpunkt entspricht.
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Nach einem entsprechenden Gutachten der Akademie kam jetzt die Weisung direkt von der französischen Regierung, von Bildungsminister Jean-Michel Blanquer. Er hat nun die Nutzung der gendergerechten Schriftsprache an Schulen verboten. Zur Begründung hieß es in seinem kürzlich in Kraft getretenen Erlaß, die „inklusive“ Schrift stimme nicht mit den in den Lehrplänen vereinbarten Regeln überein.
Gleichzeitig sollen Berufe und andere Funktionen, wenn sie von Frauen ausgeübt werden, künftig durchaus in der weiblichen Form genannt werden. Das war bisher nicht üblich.
Die Académie française als oberste Hüterin des französischen Sprache hatte sich bereits 2017 gegen die „inklusive Schrift“ ausgesprochen. Denn es gehe um die „Verständlichkeit und Klarheit“ der Sprache.
Anlaß für die Debatte, die mit äußerster Vehemenz geführt wurde, war ein Schulbuch in „gendergerechter“ Sprache, das für einen Aufschrei gesorgt hatte. Der damalige Premierminister Edouard Philippe wies daraufhin die französischen Ministerien an, keine genderneutralen Konstruktionen zu verwenden.
Nun geht Bildungsminister Jean-Michel Blanquer noch einen Schritt weiter und verbietet per Erlaß das „Gendern“ an Bildungseinrichtungen grundsätzlich. Seine Begründung vor der Nationalversammlung: die Pünktchenwörter zur Umsetzung der geschlechtergerechten Sprache seien zu komplex und behinderten damit das Lesen sowie das Erlernen der französischen Sprache. Vor allem Schüler mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche täten sich damit schwer.
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Frankreich steht ziemlich geschlossen hinter der Entscheidung. Das liegt am herausragenden Ruf der Académie française. Das Ziel dieser 1635 auf Betreiben des französischen Ministers und Kardinals Richelieu begründeten Gesellschaft ist die „Vereinheitlichung und Pflege der französischen Sprache“. Die 40 auf Lebenszeit berufenen Akademiemitglieder, die als die „Unsterblichen“ bezeichnet werden, wachen über das französische Wörterbuch und andere Referenzwerte über Grammatik, Rhetorik und Poesie.
Aller political correctness zum Trotz, die auch in Frankreich wütet, sind deshalb Anwandlungen von Gender-Befürwortern, vorgeblich nicht mehr „korrekte“ Literatur aus den Leselisten an den Schulen zu entfernen, in Frankreich nicht vorstellbar. Die französische Literatur gilt als unantastbar. Im Gegensatz zur deutschen Duden-Redaktion, die sich zu immer neuen Änderungen hinreißen läßt, sind in Frankreich und seinen Überseegebieten auch Anglizismen verpönt. (mü)
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