Düsseldorf. Zumindest in Nordrhein-Westfalen machen die Sicherheitsbehörden jetzt Bekanntschaft mit der Realität – die größten Herausforderungen für die innere Sicherheit sind dort nicht etwa „Rechtsextremisten“ oder gar „Corona-Leugner“, sondern Clan-Kriminelle mit Migrationshintergrund. Ermittler in NRW haben im vergangenen Jahr 111 aktive Clans und rund 3.800 Tatverdächtige registriert, die mehr als 6.100 Straftaten begangen haben. Dies geht aus dem zweiten „Lagebild zur Clankriminalität“ in Nordrhein-Westfalen hervor, das Innenminister Reul (CDU) jetzt vorstellte.
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„Wir haben es hier mit Kriminellen und Schwerkriminellen zu tun“, sagte Reul. „Es geht unter anderem um Raub, Betrug und organisierte Kriminalität – das zeigt: Ein Teil der Clans spielt in der gleichen Liga wie die Mafia.“
Im vergangenen Jahr hatte das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt (LKA) als erste Behörde bundesweit ein Lagebild zur Clankriminalität veröffentlicht. Auch wenn die Zahlen wegen methodischer Unterschiede nur eingeschränkt vergleichbar sind, verzeichnete die NRW-Polizei nun ausweislich der aktuellen Zahlen einen Zuwachs von stattlichen 12,7 Prozent bei den Straftaten und 13,4 Prozent bei den Tatverdächtigen im Vorjahresvergleich.
„Je mehr wir ermitteln, desto mehr Licht bringen wir in das Dunkelfeld dieser Machenschaften“, erklärte Reul. Der LKA-Analyse zufolge fielen rund 32 Prozent der 2019 registrierten Clanstraftaten in die Kategorie Rohheitsdelikte – das sind Körperverletzungen, Bedrohungen, Nötigungen bis hin zu versuchten Tötungsdelikten. Weitere etwa 15 Prozent aller begangenen Straftaten waren Betrugsdelikte.
Bei weiteren 14 Prozent der Delikte handelte es sich um Verkehrsstraftaten, die neu in den sogenannten clanspezifischen Tatbestandskatalog aufgenommen wurden. Dazu zählen auch Unfallflucht oder die Gefährdung des Straßenverkehrs durch illegale Rennen.
Ein besonderes Augenmerk legt die aktuelle LKA-Analyse auf den Bereich der organisierten Kriminalität. Insgesamt führten LKA und Kreispolizeibehörden in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr 73 Ermittlungsverfahren in diesem Bereich – bei 15 dieser Verfahren spielten türkisch-arabischstämmige Clanfamilien die zentrale Rolle, also bei rund 20 Prozent. (se)
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