Bagdad. Ein Jahr nach dem Verlust der letzten Territorien ihres „Kalifats“ ist die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) offenbar dabei, sich in Teilen Syriens und im Irak zu reorganisieren. Innenpolitische Krisen kommen ihr dabei zustatten.
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Allein in den letzten Wochen sorgten IS-Kommandos mehrfach durch Angriffe auf reguläre Milizen im Irak und in Syrien für Schlagzeilen. Der folgenschwerste davon ereignete sich kürzlich etwa 50 Kilometer nördlich von Bagdad. Dabei kamen mindestens zehn Kämpfer der schiitisch dominierten PMF-Miliz („Haschd al-Schaabi“) ums Leben.
Die Gruppe entstand 2014 für den Kampf gegen den IS und gilt als proiranisch. Kritiker hatten in diesem Zusammenhang auch ihren Angehörigen Kriegsverbrechen und Racheakte gegen sunnitische Zivilisten vorgeworfen.
Auch andernorts versuchen vor Ort verbliebene Strukturen des IS, die die Zerschlagung des „Kalifats“ überdauert haben, „langsam und methodisch“ wieder Fuß zu fassen, weiß der US-Antiterrorexperte Charles Lister. Sie haben sich dabei offenbar in die dünn besiedelte Wüste Badia zurückgezogen, die sich über Teile Syriens und des Irak erstreckt. Die syrische Armee ist unterdessen durch die Kämpfe in der Provinz Idlib gebunden. Dadurch wird die Grenze wieder durchlässiger.
Die Zahl der IS-Kämpfer im Irak wird mittlerweile wieder auf etwa 3.000 geschätzt. Schwerpunkt ihrer Angriffe ist das Gebiet der ehemals umkämpften Provinz Kirkuk, wo es anhaltende Spannungen zwischen Kurden, Schiiten, aramäischen Christen sowie sunnitischen Arabern und Turkmenen gibt. In Dörfern rund um die Stadt Bakuba soll der IS vor allem Bauern bedrohen. Außerdem bereichere sich der IS durch Raub, Schmuggel und Mautgebühren.
Der Irak ist zudem durch eine innenpolitische Dauerkrise geschwächt. Es ist mehr als fraglich, ob Bagdad künftig in der Lage sein wird, komplexe Problemlagen wie Wirtschaftskrise, ethnische und konfessionelle Spannungen und die weitverbreitete Korruption, die den IS ebenfalls begünstigt, in den Griff zu bekommen. (mü)
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