ZUERST!-Exklusiv: „Geduld und Gebete“ – das Coronavirus wütet in der Türkei

2. Mai 2020
ZUERST!-Exklusiv: „Geduld und Gebete“ – das Coronavirus wütet in der Türkei
International
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Foto: Symbolbild

Ankara. Auch in der Türkei scheint das Coronavirus sich immer mehr zu verbreiten. Die türkischen Behörden behaupteten zunächst, daß die Situation unter Kontrolle sei – heute gibt es bereits dort mehr als 3.000 Corona-Tote.

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Am 30. April gab es 117.589 registrierte Fälle von Virusinfektionen, und 3.081 Menschen waren bereits daran gestorben. Die Türkei steht nun an siebter Stelle mit Corona-Fällen – sie hat sogar die Volksrepublik China überholt. Wie konnte es geschehen, daß die Infektionsrate in der Türkei innerhalb von nur anderthalb Monaten nach der Entdeckung des ersten Falls in einem so erschreckenden Tempo angestiegen war?

Am 11. März, nach Bekanntgabe des ersten Falls, äußerte sich der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca gegenüber den staatlichen Medien noch zuversichtlich: „Wenn es eine Infektion im Land gibt, ist sie sehr begrenzt. Das Coronavirus ist nicht stärker als die Maßnahmen, die wir ergreifen werden.“

Am nächsten Tag gab es bereits 47 bestätigte Fälle in der Türkei. Am selben Tag wurden die öffentlichen Gebete in den etwa 80.0000 Moscheen des Landes ausgesetzt. Aber da war es bereits zu spät, denn 16 Millionen Menschen hatten bereits an den wöchentlichen Gebeten teilgenommen.

Esin Senol, Professor für Infektionskrankheiten an der Gazi-Universität in Ankara, stellte fest, daß das Coronavirus vor allem von denjenigen in die Türkei eingeschleppt wurde, die aus dem Ausland zurückkehrten – insbesondere von denjenigen, die sich auf die Pilgerreise nach Mekka begeben hatten. Das Virus scheine „sich aufgrund von Reisen nach Europa, in den Iran und nach Saudi-Arabien lange vor der Meldung des ersten Falls ausgebreitet zu haben“, so Senol.

Am 18. März gab der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine Stellungnahme ab, in der er erklärte, daß die Türkei in einer „besseren Position“ sei als Großbritannien oder Frankreich und daß sie das Coronavirus mit „Geduld und Gebeten“ überwinden werde. Aber die Maßnahmen, die die türkischen Behörden ergriffen, waren allzu oft seltsam und chaotisch: Am Abend des 10. April kündigte das türkische Innenministerium die Einführung einer Ausgangssperre von Mitternacht des 11. April bis Mitternacht des 13. April in 30 Städten an. Mit anderen Worten: 48 Stunden lang durfte niemand seine Wohnung verlassen. Die meisten Menschen wurden überrascht, da sie erst eine oder zwei Stunden vor Inkrafttreten der neuen Beschränkungen informiert worden waren. So eilten sie in die Geschäfte, um sich mit Lebensmitteln und anderen Notwendigkeiten einzudecken. Videos in den sozialen Netzwerken geht zeigen endlos lange Warteschlangen vor Geschäften – einen Mindestabstand hielten die gehetzten Kunden dabei nicht ein.

Die Situation des türkischen Gesundheitssystems gibt indes wenig Ankaß für Optimismus. Das Land leidet unter einem geschwächten Gesundheitssektor nach dem gescheiterten Putsch im Jahr 2016, als die türkische Regierung etwa 15.000 Beschäftigte des Gesundheitswesens auf die schwarze Liste setzte, darunter den Virologen Mustafa Ulasli. Darüber hinaus hatten Beschäftigte im medizinischen Sektor auf einen Mangel an Geräten, Betten und medizinischem Personal hingewiesen, die für die Behandlung einer größeren Zahl von Coronavirus-Patienten benötigt werden. „Es ist offensichtlich, daß sich die türkischen Krankenhäuser in den zweieinhalb Monaten, seit dieses tödliche Virus erstmals ins Rampenlicht gerückt ist, nicht ausreichend vorbereitet haben“, so die Ärztekammer von Istanbul.

Ein weiterer epidemiologischer Faktor sind illegale Migranten und Flüchtlinge aus Syrien, Libyen und anderen arabischen und zentralasiatischen Ländern, die auf die Weiterreise nach Griechenland warten. Es gibt 3,6 Millionen Flüchtlinge in der Türkei, aber es liegen keine ausreichenden Informationen darüber vor, ob sie auf das Coronavirus getestet oder medizinisch behandelt werden. Stattdessen gibt es Berichte griechischer Medien, die vor den türkischen Absichten warnen, Europa über Albanien und Griechenland mit infizierten Migranten zu überschwemmen.

Unterdessen gab Gesundheitsminister Fahrettin Koca am 29. März bekannt, daß das Land den Höhepunkt der Infektionen überschritten habe: „Zudem ist die Sterblichkeitsrate durch das Coronavirus im Land die niedrigste in Europa“, prahlte Koca vor den Medien. Nichts davon scheint zu stimmen. (EK)

Bildquelle: gemeinfrei – Der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca

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2 Kommentare

  1. Ali Baba sagt:

    daß sie das Coronavirus mit „Geduld und Gebeten“ überwinden werde. “ DAS HILFT DEN LEUTEN WIE EIN WEIHRAUCH… DEM VERSTORBENEM.

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