Bagdad/Teheran/Washington. Im Mittleren Osten überschlagen sich die Ereignisse – doch die ultimative Eskalation bleibt offenbar aus. Nachdem zur Vergeltung für die Ermordung des iranischen Top-Generals Soleimani in der Nacht zum Mittwoch rund ein Dutzend iranische Raketen gegen zwei Militärbasen im Irak abgefeuert wurden, darunter eine amerikanische, hat sich inzwischen herausgestellt, daß praktisch keine Opfer zu beklagen sind. Auch US-Präsident Trump hält sich auffallend zurück.
Der Präsident verkündete im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwoch lediglich neue Sanktionen gegen den Iran und betonte: „Die Tatsache, daß wir ein großartiges Militär und die Ausrüstung haben, bedeutet allerdings nicht, daß wir es einsetzen müssen. Wir wollen es nicht einsetzen.“
Trump sagte außerdem, daß sich der Iran zurücknehmen würde. Beobachter interpretieren die Aussage des Präsidenten dahingehend, daß er offenbar kein Interesse an einer weiteren Eskalation der Krise und erst recht nicht an einem militärischen Abenteuer hat, in das ihn Teile seiner Umgebung und vor allem Israel zu verwickeln versuchen. Stattdessen rief er den den Iran zur Zusammenarbeit auf. Bei der Bekämpfung der Terrormiliz Islamischer Staat solle man zusammenarbeiten. „Die Vereinigten Staaten sind bereit, mit allen, die sich darum bemühen, Frieden zu schließen“, so Trump.
Am Nachmittag hatte Trump offiziell bekanntgegeben, daß es keine Opfer des iranischen Angriffs unter den US-Militärs gegeben habe. Iranische Stellen hatten die Angriffe zuvor als großen Erfolg bezeichnet. Die irakische Regierung wurde zuvor offenbar von iranischen Stellen vom bevorstehenden Angriff in Kenntnis gesetzt.
Beobachter sehen sich durch den Schlagabtausch an einen „Vergeltungsschlag“ des US-Präsidenten gegen den syrischen Feldflughaften Schairat im April 2017 erinnert, der als offizielle Reaktion auf einen angeblichen syrischen Giftgasangriff erfolgte, aber praktisch keine größeren Schäden verursachte. (mü)