London. Der konservative Erdrutschsieg in Großbritannien ist nicht nur die Brexit-Gegner ein herber Schlag in die Magengrube. Auch die bundesdeutschen „Qualitätsmedien“ sehen sich durch den überraschend deutlichen Sieg von Premierminister Johnson ein weiteres Mal herbe düpiert – sie hatten bis zuletzt ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen oder gar eine Niederlage Johnsons herbeizuhalluzinieren versucht.
Das Votum der britischen Wähler strafte sie Lügen: mit 43,6 Prozent der Stimmen ließen die Konservativen die Oppositionspartei Labour (32,2) unter Jeremy Corbyn und die Liberaldemokraten (11,5) weit hinter sich. Das Mehrheitswahlrecht sorgte zum ersten Mal seit 2005 für eindeutige Verhältnisse: 365 Konservative sitzen künftig im Unterhaus lediglich 203 Labour-Vertretern und elf Lib-Dems sowie einzelnen Vertretern von Kleinparteien gegenüber. Die liberale Parteichefin Jo Swinson verlor sogar ihr Mandat im schottischen Bezirk Dunbartonshire, sie wurde Opfer der starken SNP, die mit 48 Mandataren drittstärkste Kraft wurde.
Premierminister Johnson, der nun ein klares Votum für eine weitere Legislaturperiode erhalten hat, sieht sich in seinem Brexit-Kurs bestätigt und kündigte an, den EU-Austritt Großbritanniens nun so rasch als möglich umzusetzen. Der Brexit sei nun die „unwiderlegbare, unaufhaltsame, unbestreitbare Entscheidung des britischen Volkes“, betonte er.
Der wiedergewählte Premier will den EU-Austrittsvertrag nun noch vor Weihnachten im Parlament einbringen, den Termin 31. Januar werde er „ohne Wenn und Aber“ einhalten, erklärte Johnson. Mit einer Mini-Umbildung seiner Regierung will sich Johnson Zeit lassen, einen größeren Umbau soll es dann erst im Februar geben. (mü)