Washington/Ankara. Nach entsprechenden Resolutionen in mehr als einem Dutzend anderer Staaten in den vergangenen Jahren haben nun auch die USA die Massaker an den Armeniern im Ersten Weltkrieg offiziell als Völkermord eingestuft. In einer jetzt verabschiedeten Resolution des Repräsentantenhauses heißt es, die USA anerkennten den Völkermord an den Armeniern und verurteilten die Tötung von 1,5 Millionen Armeniern durch das Osmanische Reich. Die Türkei als Nachfolgerin des Osmanischen Reiches erklärte daraufhin prompt, die Regierung und das Volk hielten die Resolution für „völlig null und nichtig“.
Die Resolution richte sich nur „an die armenische Lobby und antitürkische Gruppen“, verlautete aus dem Außenministerium in Ankara. Außenminister Cavusoglu warf den USA via Twitter vor, die „antiquierte Resolution“ sei Rache für die türkische Militäroffensive in Nordsyrien. „Kreise, die glauben, daß sie sich auf diese Weise rächen werden, irren sich.“
In Ankara wurde kurzerhand der US-Botschafter ins Außenministerium zitiert. Ein weiterer Grund für die Maßnahme waren auch die nach der türkischen Militäroffensive in Nordsyrien verhängten US-Sanktionen gegen die Türkei.
Offizielle Position der Türkei ist, daß Ankara zwar den Tod von 300.000 bis 500.000 Armeniern während des Ersten Weltkrieges einräumt, aber die Einstufung als „Völkermord“ strikt zurückweist.
Der Bundestag hatte im Juni 2016 in einer Resolution ebenfalls von einem Völkermord an den Armeniern gesprochen. Das hatte zu einer starken Verschlechterung der deutsch-türkischen Beziehungen geführt. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte die Resolution als für ihre Regierung rechtlich nicht bindend. Auch Österreich, Frankreich, Rußland, die Schweiz, die Niederlande und mehr als ein Dutzend weiterer Staaten werten das Blutbad an den Armeniern als Völkermord. Armenien selbst fordert seit langem von der Türkei, die Greueltaten offiziell als Genozid anzuerkennen. (mü)
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