Wien. In Österreich wird heftig um das von Saudi-Arabien finanzierte König-Abdullah-Zentrum in Wien gestritten. Dort will nämlich Alt-Bundespräsident Heinz Fischer demnächst eine Rede halten – allerdings hatte sich der österreichische Nationalrat im Juni offiziell für einen Ausstieg aus dem Zentrum ausgesprochen. Jetzt forderte der FPÖ-Fraktionschef im Wiener Parlament, Ex-Innenminister Kickl, die Sozialdemokraten deshalb auf, „deutliche Worte der Distanzierung“ gegenüber dem Vorgehen ihres Ex-Parteigenossen zu finden – schließlich habe ihre Partei ebenfalls für die Schließung des Zentrums gestimmt.
Konkret geht es darum, daß eine zweitägige Konferenz in Wien, die von der am Schottenring ansässigen Organisation veranstaltet wird, von Fischer eröffnet werden soll. Seine Rede behandle das Thema „Hate speech“ (Haßrede). Als der Nationalrat im Juni vergangenen Jahres den Ausstieg aus dem Zentrum gefordert hatte, hatte sich Fischer schon damals wenig später öffentlich gegen diese Entscheidung ausgesprochen.
Kickl hält dagegen: „Die Kritik an Saudi-Arabien [darf] nicht verstummen, dem fortgesetzte Kriegsverbrechen im Jemen, aber auch eine permanente Mißachtung der Menschenrechte im eigenen Land vorgeworfen werden.“ Die FPÖ werde bei der nächsten Sitzung des Nationalrates einen neuerlichen Antrag zur Schließung des König-Abdullah-Zentrums einbringen.
Das König-Abdullah-Zentrum war 2012 von Saudi-Arabien, Österreich und Spanien als internationale Organisation gegründet worden und wird größtenteils von Riad finanziert. Das Zentrum, das sich schwerpunktmäßig dem interreligiösen Dialog widmet, wurde von Anfang an wegen des Umgangs des wahhabitischen saudi-arabischen Regimes mit Andersgläubigen und Andersdenkenden heftig kritisiert. Kritiker sehen in der Institution einen Versuch Saudi-Arabiens, sein international wegen Menschenrechtsverletzungen und Hinrichtungen ramponiertes Image aufzupolieren. (mü)
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