Wiesbaden. Nach der Bluttat vom Frankfurter Hauptbahnhof nahm das Bundeskriminalamt (BKA) eine Sonderauswertung vor, um unter anderem der Frage nachzugehen, ob der von einem aus der Schweiz eingereisten Eritreer begangene Mord durch schärfere Grenzkontrollen hätte verhindert werden können. Bundesinnenminister Seehofer (CSU) hatte diese ins Gespräch gebracht.
Nun zeigt sich allerdings: der Eritreer ist ein eher untypischer Tatverdächtiger. Dies nicht nur deshalb, weil der 2006 als „Flüchtling“ in die Schweiz gekommene und 2008 offiziell als Asylberechtigter anerkannte 40jährige dreifacher Familienvater ist und als gut integriert galt. Vor allem jedoch ist das Szenario, daß ausländische Staatsangehörige, gegen die in Deutschland wegen des Verdachts des Mordes oder Totschlags ermittelt wird, aus dem Ausland einreisen, eher selten: für das Jahr 2018 wurden nur 58 tatverdächtige Ausländer in einschlägigen Tötungs-Deliktgruppen ermittelt, die in Deutschland Straftaten begingen, zum Zeitpunkt des Verbrechens aber einen ausländischen Wohnsitz aufwiesen. Dies entsprach einem Anteil von gerade einmal 2,1 Prozent aller Fälle.
Insgesamt sind nach BKA-Angaben 2018 aus der schwersten Deliktgruppe
(Straftaten gegen das Leben) 2471 Fälle erfaßt worden. Die Aufklärungsquote lag bei 96 Prozent, es konnten in 2374 Fällen Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft übergeben werden. Von den in diesem Zusammenhang ermittelten 2823 Tatverdächtigen hatten 1214 oder 43 Prozent keinen deutschen Paß. Bei einem Ausländeranteil von offiziell 12,2 Prozent an der Wohnbevölkerung ist dies ein weit überdurchschnittlicher Wert. Von den Tatverdächtigen hatten jedoch 92,4 Prozent einen festen und weitere vier Prozent einen wechselnden Wohnsitz im Bundesgebiet. Bei zwei Prozent der Tatverdächtigen war der Aufenthalt unbekannt.
Die verstärkten Sicherungsmaßnahmen an den Grenzen, die Seehofer fordert, hätten also zwar möglicherweise den Mord vom Frankfurter Hauptbahnhof immer noch nicht verhindern können. Angesichts von 43 000 festgestellten illegalen Einreisen nach Deutschland im Vorjahr – und dazu kommt eine noch unbekannte Zahl an nicht festgestellten – scheint jedoch auf jeden Fall Handlungsbedarf zu bestehen.
Dem auf den ersten Blick beruhigenden Befund, wonach Personen mit Wohnsitz im Ausland selten in Deutschland schwere Straftaten verüben, steht zudem im Umkehrschluß die Tatsache gegenüber, daß die meisten ausländischen Tatverdächtigen längst in Deutschland leben. (se)
Was ist jetzt? Sind die BKA-Typen mal kurz aufgewacht? Haben doch 20 Jahre geschlafen. Und nein, Fremdlinge sind nirgendwo gut. Vergiften nur das Klima.