Rom. Brisante Enthüllungen: der italienische Sender Rete 4 ist der Behauptung auf den Grund gegangen, es gebe eine Kooperation zwischen Schlepperbanden in Nordafrika und europäischen „Seenotretter“-NGOs. Aussagen eines libyschen Asylbewerbers und Eigenrecherchen lassen demnach tatsächlich auf Kontakte schließen. Zudem lassen sich libysche Grenzpolizisten bestechen.
Unterstützer jener europäischen Nichtregierungsorganisationen, die sich der privaten „Seenotrettung“ im Mittelmeer verschrieben haben, stellen regelmäßig in Abrede, daß ihre Aktivitäten einen „Pull“-Effekt auf Migranten aus Afrika hätten. Der italienische Außenminister Salvini widerspricht dem und äußerte in der Fernsehtalkshow „Quarta Repubblica“ sogar, Beweise dafür zu haben, daß zwischen NGOs und Schlepperbanden vor Ort ein direkter Draht bestehe. Dies gehe so weit, daß in vielen Fällen sogar Rettungseinsätze nach Zeit und Ort telefonisch koordiniert würden.
Rete 4, der Kanal, der „Quarta Repubblica“ produziert, wurde in Reaktion auf Salvinis Äußerungen nun seinerseits aktiv und stellte Recherchen an. Das Ergebnis: einen unwiderlegbaren Beweis für ein bewußtes Zusammenwirken gibt es zwar nicht, es gibt aber gewichtige Anhaltspunkte dafür, daß Kontakte zwischen Schleppern und „Seenotrettern“ bestehen, die auch genutzt werden. Darüber hinaus verhindert neben der unklaren Regierungssituation im Land auch Korruption einen effektiven Grenzschutz auf libyscher Seite.
So steht ein 21jähriger Asylbewerber aus Libyen, der es selbst auf diesem Wege nach Italien geschafft hat, in einem Interview Rede und Antwort, in dem er erklärt, das Schiff habe von der Küste in Nordafrika aus vor den Augen der örtlichen Polizei ungehindert abgelegt. Der Grund: die Beamten seien von der Schleppermafia zuvor bestochen worden.
Der junge Mann nennt auch einen Kontaktmann, der über die sozialen Netzwerke kontaktiert werden könne und dort über eine geheime Gruppe Überfahrten von Libyen nach Italien organisiere. Dieser habe dem 21jährigen auch versichert, daß er mit Schiffen von „Seenotrettern“ zusammenarbeite und daß es deren viele gebe. Er stehe „mit vielen Schiffen von Seenotrettern in Kontakt“, wobei er auch explizit den Namen „Sea Watch“ nannte. Er sei auch über den Aufenthalt der Schiffe informiert. Auch auf seinem Handy habe er vier bis fünf Nummern von „Rettern“ gespeichert. Dort melde er auch, „wenn irgendetwas passieren sollte“.
Der italienische Fernsehsender macht dann in der Sendung sogar die Probe aufs Exempel und läßt einen Mitarbeiter bei dem Kontaktmann anrufen, der daraufhin die Organisation der Weiterfahrt über das Mittelmeer zusichert. (rk)