Den Haag. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) ist zwar in ihrem Kerngebiet in Syrien und im Irak so gut wie besiegt, bleibt aber als Organisation gefährlich. Nach Erkenntnissen von Europol setzt der IS derzeit zunehmend auf eine aktive Rolle von Frauen im Dschihad. Seit den Verlusten des IS in Syrien würden Frauen auch zunehmend zum Kampf mit der Waffe aufgerufen, sagte Europol-Direktorin Catherine De Bolle vor Medienvertretern. So war zuletzt etwa bei den verheerenden Anschlägen auf christliche Kirchen und Hotels in Sri Lanka eine Frau unter den neun Selbstmordattentätern. Schon im Vorjahr hatte der IS sogar zur Bewaffnung aller Frauen aufgerufen und von der „Pflicht aller, sich für Allah im Kampf zu opfern“, gesprochen.
Im Vorjahr waren 15 Prozent der in der EU verurteilten ehemaligen IS-Kämpfer Frauen. „Frauen wurden für den IS unverzichtbar sowohl in Kampfgebieten als auch im Westen“, sagte De Bolle. Die Terrororganisation stelle es als „moralische Pflicht“ der Frauen dar, sich am Dschihad zu beteiligen. Experten des Anti-Terrorismus-Zentrums von Europol hatten die Online-Propaganda des IS analysiert.
Die von Europol-Direktorin De Bolle vorgestellte Studie macht auch Schluß mit der Vorstellung, die IS-Frauen hätten vom Terror und den Zielen des IS nichts gewußt. Im Gegenteil: der IS ist dem Bericht zufolge in seiner Propaganda fast schonungslos offen. Das Leben im Kalifat werde in allen Härten dargestellt, sagte die Direktorin. „Da gibt es keine rosarote Brille.“
Außerdem können sich die Frauen von IS-Kämpfern nicht länger darauf berufen, daß sie ja nur zu Hause am Herd gestanden oder die Kinder gehütet hätten. Musliminnen seien vielmehr sehr direkt auf ihre individuelle Pflicht für den Jihad angesprochen worden. „Als Belohnung wurde ihnen der Weg ins Paradies versprochen“, führte die Direktorin aus. (mü)