„Einheitsfront der Leugner“, oder: Weshalb findet die mehr als tausendjährige Geschichte des arabisch-muslimischen Sklavenhandels im öffentlichen Gedächtnis nicht statt?
Rund um die Migration vor allem von Schwarzafrikanern über die Mittelmeer-Route nach Europa gibt es immer wieder hanebüchene Geschichten. Oft erscheint es so, als ob die Migranten auf ihrer Reise wesentlich schlimmere Dinge erleben als in ihren Heimatländern, vor deren Zuständen sie angeblich geflohen sind. So kursierten im August 2017 Videoaufnahmen von regelrechten Sklaven-Auktionen in Libyen im Netz. Der US-Sender CNN schickte eine dunkelhäutige Reporterin in das nordafrikanische Land, um zu überprüfen, was an diesen Geschichten dran ist. In der Nähe von Tripolis konnte sie eine solche Auktion beobachten, die Organisatoren hätten keine Angst vor Entdeckung gehabt, schilderte sie im Interview mit einer Kollegin. Auch deutsche Medien berichteten Ende 2017 ausführlich über die modernen Formen der Sklaverei im Zusammenhang mit der „Flüchtlingskrise“.
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Erwähnt wurde jedoch auch Mauretanien, ein streng islamischer Staat im Nordwesten Afrikas, für den das Auswärtige Amt gerade erst wieder eine Teilreisewarnung veröffentlicht hat. Mauretanien, das an die Westsahara, Algerien, Mali, den Senegal sowie im Westen an den Atlantik grenzt, ist vom westlich angefeuerten „Arabischen Frühling“ jedoch weitgehend verschont geblieben. Schon dieser Umstand deutet darauf, daß es für die dort herrschende Sklaverei womöglich Ursachen gibt, die mit westlichen Einflüssen wenig zu tun haben. Dem durchschnittlich gebildeten Bürger dürfte das Thema wenig geläufig sein, er kennt Sklaverei bestenfalls als Phänomen der Antike und in der Neuzeit durch die massenhafte Verschleppung von Schwarzen nach Amerika. Andere Erscheinungsformen sind im öffentlichen Bewußtsein kaum präsent.
Diese Wissenslücke wollte vor rund zehn Jahren Tidiane N’Diaye, ein Anthropologe aus dem Senegal, schließen. 2008 erschien sein Buch zum Thema auf Französisch, zwei Jahre darauf unter dem Titel Der verschleierte Völkermord – Die Geschichte des muslimischen Sklavenhandels auch in deutscher Sprache. Zugleich hatte auch der Rostocker Althistoriker Egon Flaig diesem bisher nur unzureichend beleuchteten Thema in seiner Weltgeschichte der Sklaverei (2009) breiten Raum geschenkt. Dabei ist es ein durchaus brisantes Thema. Im Zuge der militärischen Expansion des Islam haben Araber im Frühmittelalter in Afrika Fuß gefaßt und in den unterworfenen Gebieten damit begonnen, einen florierenden Sklavenhandel in nördlicher Richtung aufzuziehen – und zwar fast 13 Jahrhunderte lang, zwischen 650 und 1920. Was in dieser Zeit geschah, kommt einem Völkermord gleich, urteilt N’Diaye.
Der Beginn dieses unrühmlichen Kapitels in der arabisch-muslimischen Geschichte kann auf das Jahr 652 datiert werden, 20 Jahre nach dem Tod des Propheten Mohammed. Dem besiegten König der Nubier zwang ein muslimischer General, Emir Abdallah ben Said, einen Vertrag auf, der festlegte: „Ihr liefert jedes Jahr 360 Sklaven beiderlei Geschlechts, die unter den besten Eures Landes ausgewählt und an den Imam der Muslime überstellt werden. Alle müssen makellos sein.“ Greise und Kinder im vorpubertären Alter wurden nicht akzeptiert. Von da an verfrachteten Muslime Millionen von Schwarzafrikanern auf zwei Routen gen Norden: über Land durch die Sahara nach Nordafrika oder per Schiff in die arabische Welt und bis in den Fernen Osten. 869 revoltierten in Basra, im heutigen Südirak, Zehntausende Sklaven, erst 14 Jahre später konnte der Aufstand niedergerungen werden.
Muslime hatten fast ein Jahrtausend lang das Monopol auf den Handel mit Schwarzafrikanern, bevor so langsam die Europäer auf diesem Terrain auftauchten. Binnen etwa 450 Jahren entrissen diese dem Schwarzen Kontinent rund zwölf Millionen Menschen, die Toten nicht mit eingerechnet, die nach Nord-und Südamerika und in die Karibik verschleppt wurden. Über den muslimischen Sklavenhandel wurden „zusammen vermutlich elf bis 15 Millionen Afrikaner in die islamischen Kernländer und bis nach China verschleppt; das sind die Schätzungen, sie reichen bis zu 17 Millionen“. So schreibt es die Autorin Charlotte Wiedemann in einem Essay, der Anfang 2012 in Le Monde diplomatique erschien. Von 17 Millionen Betroffenen geht auch N’Diaye aus, auch hier ohne jene, die bei den Überfällen auf die Dörfer ermordet wurden oder auf den beschwerlichen Transporten ums Leben kamen.
Zwei wichtige Unterschiede fallen auf, wenn man den „transatlantischen“ Sklavenhandel mit jenem der Muslime vergleicht. Erstens: Die Europäer nutzten das Modell der Sklaverei nahezu ausschließlich in ihren Kolonien, während die Anhänger des Propheten auch die Wirtschaft in ihren Heimatländern zum Teil auf das Fundament von Sklavenarbeit stellten. Zweitens: Islamische Sklavenhalter duldeten es nicht, daß sich ihr menschliches Eigentum selbst vermehrte. Daher wurden die Jungen und Männer grundsätzlich kastriert, und zwar nicht nur Hauspersonal oder Haremswächter, sondern alle. Muslime führten diese Operationen, die wiederum einen hohen Blutzoll forderten, nicht selbst durch, sondern übertrugen diese Aufgabe an Christen. Führend waren hier ägyptische Kopten. Im Gegensatz zu den USA gibt es deshalb heute in der arabischen Welt auch kaum Nachkommen der früheren Sklaven.
Umstritten ist die Frage, welche Rolle der Koran und „Rassismus“ bei diesem Thema spielten. Tidiane N’Diaye hebt hervor, daß der Koran nur die Versklavung von Muslimen verbiete, nicht aber jene von „Ungläubigen“. Daß der Koran die Institution der Sklaverei grundsätzlich erlaube, schreibt ebenfalls Charlotte Wiedemann. Allerdings beschreibe der heilige Text auch die Freilassung von Sklaven als Akt der Frömmigkeit. 63 Sklaven soll der Prophet selbst angeblich gehabt und sie wenige Wochen vor seinem Tod freigelassen haben. Wiedemann sieht die Geschichte des muslimischen Sklavenhandels eher als eine „Entartung“ des ursprünglich im Koran herrschenden Geistes, der von der Gleichheit aller Menschen beseelt sei. Und Ulrich Baron wies 2010 in Welt Online trocken darauf hin, daß es bei Koran-Zitaten immer darauf ankomme, wer sie zitiert und entsprechend auslegt.
Ähnlich sieht es beim „Rassismus“ aus. N’Diaye ist überzeugt, dieser habe schon an der Wiege des muslimischen Sklavenhandels gestanden. Beleg dafür sei vor allem die Kastration, mit der verhindert werden sollte, daß die verachteten Schwarzen sich fortpflanzten. Umgekehrt sieht es Wiedemann. Erst durch den Einsatz von Schwarzen für „niedrige Arbeiten“ habe sich eine abwertende Haltung der Sklavenhalter entwickelt – bis dahin, daß sich das arabische Wort für „Sklave“ zum Synonym für die Schwarzen entwickelt habe. Belegt ist die muslimische Schwarzen-Verachtung etwa durch ein Zitat von Ibn Chaldun, einem Historiker und Politiker des 14. Jahrhunderts: „Die einzigen Völker, die die Sklaverei akzeptieren, sind die Neger, aufgrund ihrer niederen menschlichen Natur gleichen sie den Tieren.“ So zitiert der Tages–Anzeiger (Schweiz) den spätmittelalterlichen Gelehrten.
Etwas näher ist man sich dann wieder bei der Frage, weshalb der muslimische Sklavenhandel so erfolgreich aus dem öffentlichen Bewußtsein verdrängt wurde und selbst von schwarzen Aktivisten nicht thematisiert wird. Ein Teil der Antwort ist, daß dann ja auch die Mittäterschaft der eigenen „Eliten“, der Stammesfürsten und Könige, in den Fokus gerückt werden müßte. N’Diaye sieht zudem eine afrikanische Variante des „Stockholm-Syndroms“ am Werk, eine Solidarität afrikanischer und arabischer Muslime, die auf der gemeinsamen Religion und Gegnerschaft zum Westen beruhe, der für die Grausamkeiten der Kolonialzeit verantwortlich sei. Daher blende man das heikle Kapitel aus und richte „die Aufmerksamkeit lieber auf die Schuldigen, die alle schon kennen: die Europäer und die Amerikaner“.
Ähnlich sieht das Charlotte Wiedemann: „Wer die Versklavung durch Araber und durch afrikanische Muslim-Führer zum Thema macht, muß sich vorhalten lassen, er greife den Glauben an und betreibe das Spiel des Westens.“
Noch weiter geht der von Wiedemann als „anti-islamischer Kreuzzügler“ geschmähte Egon Flaig. „Afrikanische Intellektuelle bilden eine Einheitsfront einträchtigen Leugnens, um der westlichen Kultur die Schuld an der Sklaverei zu geben.“ Natürlich würden inzwischen auch Reparationen gefordert. Immerhin wäre es nicht das erste Mal, daß der Blick auf die Geschichte von aktuellen, nicht selten materiellen Interessen bestimmt wird. (dr)
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Siehe auch den Historiker Egon Flaig und sein Buch „Weltgeschichte der Sklaverei“ und vom Inder Jaya Gopal „Gabriels Einflüsterungen“ usw.
Alle Religionen haben Dreck am Stecken und es ist müßig darüber zu spekulieren wer mehr oder weniger verbrochen hat, denn heute geht es um das Überleben der Weißen im allgemeinen und da sieht es nicht gut aus, wenn wir nicht die Kurve kriegen, wobei auch das kein großes Problem für mich persönlich darstellt weil mein Alter diese Erfahrungen nicht mehr zuläßt, aber die Jungen können einem schon leid tun, denn ihnen fehlt der Erfahrenswert über die Schlechtigkeit im Allgemeinen und wenn sie es erkennen ist es leider zu spät.