Paris. Jetzt ist es offiziell: den französischen Front National (FN), seit Jahrzehnten bestimmende Kraft der französischen Rechten, gibt es nicht mehr. Am Freitag benannte sich die Partei formell um und heißt nun „Rassemblement National“ – nationale Sammlungsbewegung. Die Parteiführung unter Marine Le Pen erhofft sich dadurch größere Zustimmung im bürgerlich-konservativen Lager. Dafür mußte das eigene Potential allerdings um den rechten Rand einschließlich des Parteigründers Jean-Marie Le Pen „bereinigt“ werden. Letzterer war nach anhaltendem Streit mit seiner Tochter 2015 von dieser aus der Partei geworfen worden.
Umfragen wollen die bürgerlich gewendete Rechtspartei für die nächste Europawahl gut aufgestellt sehen und sehen sie als zweitstärkste Kraft in Frankreich, hinter dem Lager von Staatspräsident Macron.
Marine Le Pen versucht seit Jahren, den FN durch einen gemäßigten Kurs und demonstrative Israel-Loyalität salonfähig zu machen. Jean-Marie Le Pen hingegen bezeichnete die Umbenennung am Freitag als „schändliche Auslöschung“ der Identität der FN.
Der FN-Abgeordnete Louis Aliot sagte im Sender BFMTV: „Ich glaube, das ist sehr wichtig für viele, die so denken wie wir, sich aber bisher nicht getraut haben.“ Die politische Linie soll sich dabei nicht ändern. Das hat sie freilich längst. Der stellvertretende Parteivorsitzende Nicolas Bay sagte, der FN sei vor allem eine Protest- und Oppositionskraft gewesen. „Heute sind wir dazu berufen, einen Mehrheitspol zu bilden.“
Diese Ausrichtung wird nicht von allen gutgeheißen. Auch Marines Nichte Marion-Maréchal Le Pen, die sich vor geraumer Zeit aus der aktiven Parteiarbeit zurückzog, plant ein politisches Comeback, und ihr Großvater Jean-Marie wurde kürzlich zum Ehrenvorsitzenden der europaweit aufgestellten Rechtspartei APF (Alliance for Peace and Freedom) gewählt. Beobachter halten es für wahrscheinlich, daß sich rechts neben dem früheren Front National in absehbarer Zeit eine neue Rechtspartei etabliert. (mü)