Ankara. Der türkische Präsident Erdogan, auch sonst ein Freund klarer Worte, nimmt wieder einmal kein Wort vor den Mund. Er nannte jetzt das harsche Vorgehen der israelischen Sicherheitskräfte gegen die Proteste im Gazastreifen, infolge dessen bislang 60 Palästinenser ums Leben kamen und 2400 zum Teil schwerst verletzt wurden, einen Völkermord. Erdogan wörtlich: „Das, was Israel macht, ist ein Genozid.“
Eine unabhängige Untersuchung der Konfrontationen, die einige Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats fordern, wird von den USA blockiert.
Weiter sagte Erdogan: „Egal von welcher Seite er kommt, von Amerika oder von Israel, ich verfluche dieses humanitäre Drama, diesen Genozid.“ Aus Protest zog die Türkei inzwischen ihre Botschafter aus Washington und Tel Aviv ab und ordnete drei Tage Trauer für die getöteten Palästinenser an.
Zuvor hatten auch andere, vor allem arabische Staaten das Vorgehen gegen die Palästinenser scharf kritisiert. Die EU rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf, die UNO forderte eine politische Lösung des Konflikts. Washington hingegen, das Israel auch ansonsten kritiklos Rückendeckung gibt, sieht die Verantwortung für die Gewalt im Gazastreifen voll und ganz bei der Hamas. (mü)